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Hochwasser in Halle Hochwasser in Halle: Kampf um jeden Zentimeter

05.06.2013, 20:24
An der Mühlpforte wurde ein Wall aus Sandsäcken errichtet. Im Hintergrund spritzt die Gischt des abgepumptem Wassers.
An der Mühlpforte wurde ein Wall aus Sandsäcken errichtet. Im Hintergrund spritzt die Gischt des abgepumptem Wassers. Kison Lizenz

halle/saalekreis/MZ - Überwältigende Hilfsbereitschaft, Verkehrschaos und der Kampf um die Deiche: Das Hochwasser bestimmt nach wie vor den Alltag in Halle.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr haben auch gestern viel Unterstützung durch die Hallenser erfahren. Hunderte Einwohner haben mit angepackt, um Deiche zu sichern und die Innenstadt vor weiteren Überschwemmungen zu schützen. Oberbürgermeister Bernd Wiegend lobte den enthusiastischen und solidarischen Einsatz vieler Hallenser sowie hiesiger Unternehmen für ihre Stadt - sei es beim Sandabfüllen, an den Deichen, sei es bei der Lebensmittelversorgung der Einsatzkräfte.

Die Lage am Gimritzer und am Passendorfer Damm in Neustadt blieb allerdings bis zum späten Abend kritisch. Einen Überblick über die Situation am Gimritzer Damm verschafften sich am Nachmittag Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenminister Holger Stahlknecht (beide CDU). „Wir drücken die Daumen, dass alles gut wird“, machte Haseloff Mut.

Den ganzen Tag über hatten mehr als eintausend Helfer im gesamten Stadtgebiet Sandsackwälle aufgetürmt. Die Feuerwehren mussten mit ihren Pumpen anrücken. Für das Multimediazentrum (MMZ) gab es aber keine Hilfe mehr: Der Schutzdamm vor dem Bau an der Mansfelder Straße gab in den Morgenstunden nach, das MMZ wurde überflutet. Ebenso, wie Teile der halleschen Innenstadt. Betroffen sind vor allem die Klausvorstadt, der Glauchaer Platz und die Talstraße.

Noch angespannter war die Situation rund um Halle-Neustadt. Der Gimritzer Damm konnte zwar in der Nacht zum Dienstag mit Unterstützung von mehr als 300 Soldaten der Bundeswehr aus Leipzig und weiteren 600 Helfern von THW, Rotem Kreuz, DLRG und Freiwilligen Feuerwehren aus dem Umland stabilisiert werden. Dennoch drang gestern Abend unter den Schutzwällen Wasser bis auf die Straße. Das Finanzamt wurde geräumt, ein angrenzendes Gewerbegebiet vorsorglich mit Sandsäcken gesichert. Auch vom Passendorfer Damm an der B 80 wurden immer wieder Sickerstellen gemeldet. Bis zum Abend war unklar, ob der Deich halten wird. Evakuierungen gab es bis zum späten Abend in Neustadt zunächst nicht. Allerdings hatten Schulen und Kitas vorsorglich geschlossen, nicht nur in Neustadt, sondern auch in anderen Stadtteilen. Überlastet sind mittlerweile die Pumpen, die das Grundwasser in Neustadt niedrig halten. Obwohl zusätzliche Technik im Einsatz ist, steigt der Grundwasserspiegel.

Den ganzen Tag über kam es in der Stadt zu vielen Staus. Weil der Gimritzer Damm gesperrt ist, war etwa die Verbindung von und nach Kröllwitz hoffnungslos überlastet. Viele Hallenser kamen zu spät zur Arbeit. Auch im abendlichen Berufsverkehr kam es zu erheblichen Behinderungen.

Zehn Bewohner der Saalekreis-Orte Kloschwitz und Salzmünde hat die Feuerwehr Pfützthal gestern mit Booten der DLRG aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht. Einsatzleiter Stefan Ossig sagte: „Wir rechnen damit, weitere Häuser evakuieren zu müssen.“ Gesichert habe die Feuerwehr auch ein Einfamilienhaus in Pfützthal, dessen Bewohner im Urlaub seien. Das Haus sei bereits voll Wasser gelaufen, hieß es. Land unter gilt auch bei der Feuerwehr selbst, einem Handwerksbetrieb und in der Aue im Ortsteil Schiepzig.

In Salzmünde musste teilweise der Strom abgeschaltet werden, weil Trafostationen unter Wasser stehen. Die Trinkwasserversorgung ist aber gewährleistet.

In Wettin ist die Wohnsiedlung „Lange Reihe“ unpassierbar. Seit gestern drückt das Wasser in die Häuser. Hausstrom und Straßenbeleuchtung wurden dort bereits Montagabend abgestellt. Das Saale-Wehr an der Pögritzmühle ist durch Treibgut, darunter auch ganze Bäume, die der Fluss mitführt, stark beschädigt worden und offenbar nicht mehr funktionsfähig.