Hobbybastler aus Merbitz Hobbybastler aus Merbitz: Hier kommt ein Moped aus Feuerlöschern

Merbitz - Er ist rot wie die Feuerwehr, klein wie ein Kindermotorrad, hat Blaulicht, Sirene und einen Beiwagen, in den exakt ein großer und ein kleiner Bierkasten passen, der „Löschzug“ von Martin Thiede, Michael Beilschmidt und Timm Koger aus Merbitz (Stadt Wettin-Löbejün). Das Besondere daran: Gebaut ist er aus mehreren großen und kleinen ausgedienten Feuerlöschern, aus Heizungsrohren, Blechen und der Mopedtechnik einer alten Jawa- Maschine aus der DDR. Zwei große Feuerlöscher dienen als Tank und zum Bergen der Elektrik. Ein kleiner Feuerlöscher wurde mit einem Stück Heizungsrohr - beides selbst verchromt, versteht sich - zum Auspuff. Ein weiterer kleiner Feuerlöscher mit Schlitz für Münzen dient als „Kasse“, denn wenn die drei Merbitzer mit ihrem oftmals als Partymobil dienendem Minimoped auf Festen unterwegs sind, vergeben sie Bier aus dem Seitenwagen gegen eine Spende. „Die kommen dann der Jugendfeuerwehr in Nauendorf zugute“, meint Thiede.
Pokal beim Oldtimer Technikfestival in Zilly
Jetzt hat das selbst gebaute, ungewöhnliche Moped den Hobbybastlern sogar einen Pokal eingebracht. „Bester Eigenbau 2015“, ist darauf zu lesen. „Den haben wir beim Oldtimer Technikfestival der Harzer Bikerschmiede in Zilly am Wochenende nach Pfingsten bekommen“, erzählt Thiede. Bereits vor drei Jahren waren die Merbitzer Fahrzeugtechnik-Freunde erstmals beim Festival in Zilly. Dort kann man so manche Kuriosität in Sachen Eigenbau und Umbauten ansehen und mit Gleichgesinnten fachsimpeln. Die Merbitzer dachten sich schließlich: Das können wir auch.
Aus einer alten Jawa ein Minimoped gebastelt
Erfahrung im Bau von ungewöhnlichen Gefährten hatte LKW-Fahrer Thiede, der deutschlandweit Güter aller Art außer Lebensmitteln über die Straßen fährt, bereits einige gesammelt. Zu DDR-Zeiten war er oft Zuschauer beim Schleizer-Dreieck-Rennen in Thüringen. Dort seien zwischen den Tribünen Leute mit Minimopeds herumgefahren, um damit Eis oder Getränke anzubieten. Daher kam die erste Anregung. Als der gelernte Maschinenschlosser im Merbitzer Institut für Geflügelproduktion war, fing es dann richtig an. Im Jahr 1987 bekam er eine alte Jawa vom Institut. Aus der bastelte er - oftmals auch während seiner langen Nachtschichten - innerhalb von nur drei Monaten ein Minimoped. „Auf dem lernten die Jungs aus dem Ort das Mopedfahren“, blickt Thiede zurück. Irgendwann wurde das Kindermoped aber nicht mehr gebraucht. Heute könne man ja ohne Probleme Cross-Bikes für Kinder im Handel bekommen.
Einsatz bei Partys und Dorffesten
Jahrelang stand der Eigenbau in der Garage, in der sich drei Merbitzer sowie weitere Freunde regelmäßig am Wochenende treffen, um die eigenen Autos zu reparieren oder Dorfbewohnern Reparaturhilfen zu leisten. „Selbst wenn jemand einen kaputten Spaten hat, weiß er, dass er zu uns kommen kann“, so Thiede.
Als der 54-Jährige vor ein paar Jahren in einem Truckshop ein Emailschild mit der Aufschrift „Durstlöschzug im Einsatz“ fand, war die Idee geboren, das alte Gefährt zu einem besonderen Feuerlöschzug aus Feuerlöschern umzubauen. Das dauerte diesmal mehrere Jahre, denn bei einem Job als Brummi-Fahrer bleibt nicht viel Freizeit. „Das Moped musste beispielsweise etwas größer und höher gebaut werden, damit es zum Seitenwagen passt“, erklärt Thiede. Als es funktionstüchtig war, wurde es über längere Zeit ausprobiert. „Wichtig war uns, dass es bei Partys und Dorffesten richtig eingesetzt werden kann“, meint Thiede.
Schlitten mit zwei Pkw Sitzen
Bevor sie allerdings zum Oldtimer-Technikfestival in Zilly antraten, steckten sie noch einmal viel Zeit in das Gefährt. Es wurde im echten Feuerwehr-Rot gespritzt und liebevoll mit vielen Details ausgestattet, zu denen auch ein Beil, ein Klappspaten und eine Flaschenöffnervorrichtung gehören.
Das Moped mit Beiwagen ist übrigens nicht der einzige ungewöhnliche Gegenstand Marke Eigenbau. „Wir haben auch mal einen Schlitten mit zwei PKW Sitzen gebaut, den man im Winter an einen Traktor hängen konnte“, blickt Michael Beilschmidt zurück. Er habe exakt die Länge eines VW Passat gehabt. Mit Rädern ausgestattet, käme er noch heute Jahr für Jahr als Traktoranhänger zu Himmelfahrt zum Einsatz. (mz)