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Hitparade mit einem Gentleman Hitparade mit einem Gentleman: Magische Nacht mit Supertramp-Stimme Roger Hodgson

Von Steffen Könau 31.08.2019, 11:13
Roger Hodgson begeistert das Publikum auf der Peißnitz in Halle
Roger Hodgson begeistert das Publikum auf der Peißnitz in Halle Steffen Könau

halle (Saale) - Er hat die Teetasse in der Hand und ein breites Lächeln auf den Lippen, als er auf die Bühne stakst. Weiße Schuhe, weiße Socken, blaue Hose, lindgrünes Jackett und Weste, weißes Hemd: Roger Hodgson, vor ziemlich genau 50 Jahren Gründer der britischen Rockgruppe Supertramp, ist ein Gentleman alter Schule, der sein Publikum höflich grüßt, ehe es an die musikalische Arbeit geht.

„Guten Abend“, sagt er auf Deutsch. Und „Ich hoffe, Sie verstehen mein Englisch“, auch auf Deutsch. „Lassen Sie uns für zwei Stunden die ganze Welt da draußen vergessen“, fordert er dann und hebt die Teetasse zu einem Prost.

Hodgson, der mit seiner Band weltweit Stadien ausverkaufte, hat den Schalk im Nacken. So ernsthaft und elegisch die großen Klassiker seiner Band klingen, die der Hobbyphilosoph Hodgson schrieb, so geerdet und freundlich wirkt der 69-Jährige hinter seinem Keyboard, als er mit „Take a long way home“ in ein Programm den größten Hits seiner früheren Band und Werken seinen Solokarriere startet. Hogdsons unverwechselbare Stimme, hoch und klar, bestimmte stets den klassischen Supertramp-Sound.

Ein Hodgson-Konzert ist in erster Linie ein Supertramp-Konzert

Auch ohne die ehemaligen Bandkollegen, von denen sich der Mann aus Portsmouth schon 1983 trennte, ist ein Hodgson-Konzert deshalb in erster Linie ein Supertramp-Konzert. Zumal, wenn die Tournee nach dem erfolgreichsten Supertram-Album unter dem Titel „40 Jahre Breakfast in America“ steht.

Das heißt, es gibt Hit auf Hit zu hören. Von "Breakfast in America" über "School" bis zum "Logical Song" spart Roger Hodgson keinen Geniestreich aus. Jeder einzelne wird augenwinkernd angekündigt: „Ich hatte heute ein gutes Beakfast in Halle“, sagt er dann oder „wir reisen heute in der Zeit zurück und gehen nun erstmal wieder in die Schule“. Die Fans im diesmal bestuhlten Bereich vor der halleschen Peißnitzbühne sind für diese Zeitreise in die große Ära des Artrock zum Teil von weither angereist.

Hogdson spielt Gitarre noch mit der Begeisterung eines 25-Jährigen

Als Hogdson fragt, wer denn hier in Halle wohne, gehen nur ein paar Hände hoch. „Oh, das ist sehr freundlich, das so viele extra meinetwegen hierhergefahren sind“, bedankt sich der Gentleman artig. Dann wechselt er vom Synthesizer zur zwölfsaitigen Gitarre, um nach dem Hitfeuerwerk zum Start einige seiner weniger bekannten Solostücke zu spielen.

Auch die sind allesamt große Werke, verschachtelt und bedeutsam wie das orgiastische Supertramp-Stück „Hide in your shell“, das einen romantischen Sonnenuntergang untermalt. Hodgson, begleitet von einer vierköpfigen Band aus zwei weiteren Keyboardern, einem Bassisten und einem Schlagzeuger, schüttelt die graue Mähne, er schmunzelt und freut sich, als die ersten Fans vor der Bühne aufstehen und zu „Child of Vision“ zu tanzen beginnen.

Das Jackett hat er nun ausgezogen, die goldbestickte Weste blitzt im Scheinwerferlicht und der ehemalige Internatsschüler, der mit der Musik begann, als sein Vater seine Mutter verlassen, ihm aber eine Gitarre zum Abschied geschenkt hatte, sieht aus wie jemand, der seine alten Songs immer noch mit der Begeisterung eines 25-Jährigen spielt.

„It´s raining again“ beschließt einen magischen Abend

"Ich bin so dankbar für ein Leben, das mir die Chance gegeben hat, Lieder für so ein großes Publikum zu singen, die direkt aus meinem Herzen kommen", begründet Hogdson seine anhaltende Liebe zu Stücken, die wie ein Gegenentwurf zur aktuellen Pop-Sprache wirken.

Bei „Sister Moonshine“, „Even in the quietest Moment“ oder „Dreamer“ läuft Musik nicht ab wie am Schnürchen. Stattdessen gibt es ständig Brüche und Tempowechsel, die Melodien verändern sich, ein Chor setzt ein oder oder die Musik mal ganz aus. Keyboarder Michael Ghegan wechselt immer wieder zum Saxophon oder zur Flöte, Hodgson dagegen von elektischer und akustischer Gitarre zum Keyboard. 

Das ist Hochglanzrock, gediegen beleuchtet und voller Erinnerungen für die Menschen vor der Bühne, von denen bei „Give a little bit“ schon längst keiner mehr sitzt. „It´s raining again“ beschließt einen magischen Abend: „Meine Liebe ist am Ende“, singt Hodgson und die Fans singen mit. (mz)