Hinrichs-Doku "Im Dreieck" Hinrichs-Doku "Im Dreieck": Stolzer und selbstkritischer DDR-Bauleiter

Halle (Saale)/MZ - Heiner Hinrichs ist und war ein unkonventioneller Mensch. Mit 27 Jahren baute er in Rekordzeit das 1966 eröffnete Interhotel in Halle und galt so als jüngster und erfolgreichster Bauleiter der DDR. Die nächste Aufgabe war eine Nummer größer: Hinrichs war als Bauleiter für alle Zweckbauten in Neustadt verantwortlich: die Schwimmhalle, die Zentralpoliklinik, Kindergärten, Wäschereien, Ambulatorien und Kaufhallen sind ab Mitte der 60er Jahre unter seiner Regie entstanden. Er wurde mit Auszeichnungen überhäuft - und später vom System fallengelassen, weil er immer wieder aneckte.
Der Dokumentar-Film „Im Dreieck“ zeigt pünktlich zum Neustadt-Jubiläum das Leben des heute 76-Jährigen. Und zwar das ganze Leben, auch das von heute, in dem es zwei Frauen gibt - eine Dreiecksgeschichte. Dass es dabei auch nicht immer ohne Anecken zugeht, verrät der Untertitel „Leben, Liebe, lauter Baustellen“. Produziert wurde der Streifen von Christoph Kukula und Mario Schneider („Mansfeld“) von der halleschen 42film-Gesellschaft. Eingebettet sind auch Ausschnitte aus dem Defa-Film „Heiner Hinrichs - Protokoll eines Charakters“ aus dem Jahr 1969.
Tiefe Einblicke ins Privatleben
„Wir waren zweieinhalb Jahre mit dem Projekt beschäftigt“, sagt Christoph Kukula. Dass Heiner Hinrichs und seine beiden Freundinnen so tiefe Einblicke in ihr Privatleben ermöglicht haben, ist einem besonderen Umstand zu verdanken: Regisseur und Kameramann Uwe Mann ist seit gut vierzig Jahren mit Heiner Hinrichs bekannt und befreundet.
Dennoch ist an 40 Drehtagen kein Heldenepos entstanden, sondern ein differenziertes Bild von einem Mann, der gleichzeitig stolz und selbstkritisch ist, der humorvoll und traurig sein kann. Aufhänger des Films ist der Umzug von Hinrichs, der aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme aus dem fünften Stock der Plattenbauwohnung ohne Aufzug in Neustadt auszieht. Dort hatte er seit den 70er Jahren gewohnt. Nach und nach werden die Erinnerungsstücke aus 40 Jahren in Kisten eingepackt und dabei fast jeder Brief noch mal durchgelesen. „Lieber Genosse Hinrichs“, fangen nicht wenige davon an. Hinrichs blickt im Film kurz auf und fragt: „War ich da eigentlich noch Genosse?“
„Ich war ein Baumensch mit großer Leidenschaft.“
Hinrichs über Hinrichs: „Ich war ein Baumensch mit großer Leidenschaft.“ Und das bedeutete auch, dass er Kindergärten in Neustadt baute, weil Kindergärten benötigt wurden. Das Problem: Er baute sie auch ohne Baugenehmigung und Projektierung. Diese unkonventionelle Art brachte ihn in Missgunst - die Stasi setze IM auf ihn an, er verlor später auch seinen Job als Oberbauleiter und flog aus der Partei. „Der Film ist natürlich ein Stück Erinnerungsgeschichte für die ältere Generation, aber auch eine Möglichkeit für die dritte Generation Ost, etwas über die Geschichte und die Obrigkeit in der DDR zu erfahren“, sagt Christoph Kukula. Bei der Leipziger Dok-Woche hatte der Streifen bereits seine Uraufführung und erntete dort viel Applaus. „Das Publikum bedankte sich dort besonders für die Offenheit der Protagonisten“, so der Produzent von „Im Dreieck“.


