Mitmach-Aktion „Hey Halle“ bringt neue Perspektiven und viele Fragen
In dieser Woche sammeln junge Journalisten persönliche Geschichten von Menschen ein, die Halle ihr Zuhause nennen – und das an Orten festmachen.

Halle (Saale)/MZ - Sie haben Postkarten und Aufkleber verteilt, Plakate aufgehängt und in bunten T-Shirts Leute auf der Straße angesprochen: Insgesamt 13 junge Journalisten setzen für die MZ-Aktion „Hey Halle! Her mit deiner Geschichte“ alles in Bewegung, um mit den Menschen in der Saalestadt ins Gespräch zu kommen. Zu hören bekamen sie ganz persönliche Erlebnisse: Es ging zum Beispiel um Kunst und Boxen, Partys und Panzer. Jetzt werden diese Geschichten als Audio-Serie veröffentlicht – in der ganzen Stadt. An 17 Orten in Halle werden an diesem Freitag große QR-Codes auf Plätze und Gehwege geklebt. Wer daran vorbeikommt und einen Code scannt, kann sich direkt eine Geschichte aus der Nachbarschaft anhören.
Im April begannen die Vorbereitungen für „Hey Halle“, am Montag hat das Team seine Projektredaktion im Verlagshaus der Mitteldeutschen Zeitung in Halle bezogen. Alle Team-Mitglieder stehen am Ende ihres Studiums und sind Stipendiaten der Journalisten-Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Sie kommen aus ganz verschiedenen Ecken in Deutschland, aus Bochum, Frankfurt am Main, Wildeshausen oder Berlin. Niemand von ihnen kannte Halle vor diesem Projekt.

„Hey Halle“ ist der Versuch, in sehr kurzer Zeit den Lokaljournalismus neu zu erfinden. Wie kann man die vielen Geschichten einer Stadt anders erzählen? Und wie erfährt man von den Dingen, die die Menschen vor Ort wirklich bewegen? Astrid Csuraji, die das Projekt koordiniert, hat darauf eine Antwort: „Indem die Geschichten nicht mehr alle in der Zeitung stehen müssen, sondern die Zeitung zur Geschichte und zu den Menschen geht.“ Deshalb verteilte das Team Postkarten und Sticker. Deshalb werden die Geschichten mithilfe von QR-Codes genau dort erzählt, wo sie passiert sind. Und das möglichst barrierefrei.
Orte in einer Stadt mit ganz persönlichen Geschichten zu verbinden, war auch für die Nachwuchsjournalisten neu. „Dass sich aus etwas Alltäglichem wie einem Diskobesuch eine spannende lokaljournalistische Geschichte ergibt, das war für mich überraschend“, sagt Sophia Eickholt. Die 23-Jährige studiert Journalistik in Dortmund. „Es sind Geschichten, mit denen sich jeder identifizieren kann“, sagt sie. Die Stimmen der jungen Journalistinnen und Journalisten werden in der Audio-Serie übrigens nicht zu hören sein. Sie haben sich entschlossen, den Fokus komplett auf ihre Gesprächspartner zu legen.
Neue Kollegen, für nur eine Woche – das macht natürlich auch etwas mit einer etablierten Redaktion. Erster Ansprechpartner bei der MZ war Lokalreporter Jonas Nayda. „Der Enthusiasmus der Studenten ist ansteckend. Und sie bringen neue Perspektiven von außen mit“, sagt er.
Einen ersten Artikel aus dem Hey-Halle-Team haben Sie vielleicht schon in der MZ gelesen: Ingo Kautz erzählte Teilnehmerin Lisa Göllert, wie er als Kind beim Volksaufstand vom 17. Juni 1953 auf dem Hallmarkt in das Kanonenrohr eines Panzers blickte. Am Freitag werden die beiden dort gemeinsam den Aufkleber mit dem QR-Code auf das Pflaster kleben.