Herausforderungen Herausforderungen: Warum eine hallesche Feuerwehrfrau in voller Montur 220 Stufen läuft

Halle (Saale) - Katharina Dieckow weckt das Interesse der Passanten. Die 39-Jährige steht in voller Montur vor der Marktkirche, die Atemschutzmaske auf, die Sauerstoffflasche auf dem Rücken. Und dann stürmt sie los, die Wendeltreppe im nördlichen Hausmannsturm hinauf. Es ist ein Einsatz der besonderen Art für die Feuerwehrfrau der Freiwilligen Wehr Lettin.
Hallenser Feuerwehrfrau besteigt in voller Montur 22 Stufen
Dieckow will testen, ob sich die Hausmannstürme für einen Turmtreppenlauf als Sportwettkampf eignen würden. Aber warum bitte schön mit der 20 Kilo schweren Einsatzmontur? Die Hallenserin gehört zum Sachsen-Anhalt-Team für die „World Games Police & Fire“, quasi die Weltmeisterschaften für Polizei, Feuerwehr, Zoll und Justiz. Und einer der Wettkämpfe für die Brandschützer ist der Treppenlauf in Vollausrüstung. „Man muss auch als Feuerwehrmitglied gut trainiert sein, um so bepackt bis oben durchzuhalten. Auch ich muss an meine Grenzen gehen. Wenn man es aber geschafft hat, dann ist es ein super Gefühl“, sagt Dieckow. Doch zunächst schraubt sie sich Meter für Meter hoch - ohne auch nur ein Anzeichen von Schwäche.
Etwa auf der Hälfte der Strecke muss sie vom Nord- in den Südturm wechseln. Die Mitarbeiterin des Rettungsdienstes bei der Berufsfeuerwehr in Halle geht nicht volles Tempo. „Ich will den Weg erkunden und muss sehen, ob es Hindernisse gibt, die zum Problem werden könnten.“ 220 Stufen sollen es bis in eine Höhe von 40 Metern sein. Dort sind die Türme durch die markante Brücke verbunden, ein traumhaftes Foto-Motiv für Hochzeitspaare, die sich im Turmzimmer des Nordturms trauen lassen können, insofern sie schwindelfrei und gut bei Puste sind.
Auf den letzten Metern wird es schwieriger. Hier ist die Stahltreppe enger, doch Dieckow eckt nirgendwo an. In drei Minuten hat sie es geschafft. Sie steht auf der Brücke und reckt den Daumen nach oben. „Ich denke, dass ich in einem Wettkampf eine halbe Minute schneller sein könnte.“ Die Hausmannstürme hält sie für einen Treppenlauf geeignet, wenn auch nicht mit einem großen Starterfeld. „Aber für etwa 50 Teilnehmer und zum Trainieren sind sie top.“
Nicht der erste Treppenlauf für die Feuerwehrfrau aus Halle
Im Wettkampf ist immer nur ein Aktiver auf der Strecke - es wird zeitversetzt gestartet. Und da die Marktkirche zwei Türme hat, würden sich die Sportler beim Auf- und Abstieg auch nicht in die Quere kommen. Ob es tatsächlich einen Turmtreppenlauf geben wird, muss die Stadt entscheiden. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) will die Möglichkeit prüfen lassen - dafür benötigt er Dieckows Meinung.
220 Stufen sind für die rasende Feuerwehrfrau indes eher ein Klacks. Bei einem Turmtreppenlauf in Berlin ging es 475 Stufen hoch - sie wurde Dritte, bei einem Wettkampf in Augsburg (510 Stufen) sogar Zweite. „Feuerwehr und Marktkirche: Das passt. Schließlich war es früher die Aufgabe der Türmer, über die Stadt zu wachen und Brände zu melden“, sagt sie. Ob sich ihr Traum von einem Treppenlauf in Halles Wahrzeichen erfüllt, ist noch offen. Ohnehin hat sie jetzt eine ganz andere Herausforderung vor sich: Die World Games im chinesischen Chengdu, die am 8. August beginnen. (mz)