Leere Ladenflächen HEP in Bruckdorf bei Halle: Mit diesem Brief kämpft der Einkaufspark um seine Zukunft

Halle (Saale) - Im Juli 2006 erlebt Deutschland bei der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land sein Sommermärchen - und für den Halleschen Einkaufspark (HEP) fällt der Stadtrat eine folgenschwere Entscheidung. Im Bebauungsplan für den HEP beschließen die Stadträte, die zulässige Verkaufsfläche für zentrenrelevante Sortimente wie beispielsweise Sportartikel oder Schuhe auf maximal 18.300 Quadratmeter festzulegen.
Niemand protestiert, auch das damalige Centermanagement des HEP nicht. Denn bauordnungsrechtlich war dem Einkaufspark vor seiner Eröffnung 1995 eine zentrenrelevante Verkaufsfläche von 26.500 Quadratmetern zugestanden worden. Zwei rechtsgültige Beschlüsse also. Aber welcher von beiden zählt nun?
HEP: Ladenflächen im Obergeschoss steht größtenteils leer
Diese Frage ist für den HEP insofern von existenzieller Bedeutung, als dass im Center in Bruckdorf derzeit rund 8.000 Quadratmeter leerstehen, zu 90 Prozent befinden sich diese Flächen im Obergeschoss. Deshalb wollen Stadtverwaltung und HEP die Diskrepanz bei den Genehmigungen heilen.
Der Vorschlag: Der B-Plan wird geändert; 24.500 Quadratmeter soll der HEP für zentrenrelevante Sortimente an Geschäfte vermieten dürfen. Doch damit haben Stadträte ihre Bauchschmerzen, weil sie Händler bis in die Innenstadt gefährdet sehen.
HEP wendet sich mit Brief an die Stadt
Und so drohte im Juni-Stadtrat die Ablehnung des Vorhabens. Das HEP-Management hat das erkannt und an den OB sowie die Fraktionen einen Brief geschrieben, der der MZ vorliegt. Die Argumente hatten insofern Erfolg, als dass sich der Stadtrat mit seinen Ausschüssen noch einmal dem Thema widmet.
„Der HEP ist ein Wunschkind der Stadt. Er sollte in den 90er Jahren den Südosten der Stadt und das östliche Umfeld versorgen“, heißt es in dem Schreiben. Und noch eine strategische Überlegung war mit der Ansiedlung in Bruckdorf verbunden. Der HEP war so etwas wie ein Abfangjäger. Er sollte Hallenser davon abhalten, nach Günthersdorf oder Paunsdorf zum Shoppen zu fahren. Und auch mit Blick in die Zukunft werde der HEP im integrierten Stadtentwicklungskonzept als zu stärkendes Zentrum ausgewiesen.
Welche Geschäfte der HEP in die leeren Ladenzeilen locken will
Doch dafür braucht der Einkaufspark nach eigenen Angaben mehr Möglichkeiten, sich auch entwickeln zu können. „Die genehmigte Verkaufsfläche beziehungsweise der Anspruch darauf wurde vom Eigentümer nie aufgegeben“, erklärt das Management. Und es stellt klar, dass der HEP nicht baulich erweitert werden soll. Es gehe um die Aktivierung ungenutzter Läden.
Aktuell werden von 65 Handels- und Dienstleistungsunternehmen 23 350 Quadratmeter bewirtschaftet. Im geänderten B-Plan soll der Flächenanteil für die zentrenrelevanten Produkte auf 24.500 Quadratmeter angehoben werden. Fachmärkte für Sport, Spiel- und Haushaltswaren will das Center dann gewinnen.
Andere Versuche, den Leerstand durch Betreiber von Freizeiteinrichtungen zu verringern - Bowling, Sauna, Disco - waren an der fehlenden Wirtschaftlichkeit gescheitert. Mit gesundheitsorientierten Dienstleistungen und dem geplanten Kindergarten lassen sich nicht alle Lücken schließen.
Am 28. August wird sich vermutlich der Planungsausschuss noch mal mit dem Thema befassen - einen Tag später tagt dann der Stadtrat. Es bleibt spannend. (mz)