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Heimat in der Moritzkirche gefunden

Von Heidi Jürgens 22.09.2006, 17:52

Halle/MZ. - Als die ersten Blöcke bezogen wurden und sich ein evangelischer und ein katholischer Pfarrer auf den Weg machten, um herauszufinden, wo in dieser neu entstehenden Stadt Christen ihr Zuhause haben, die zu Kirchgemeinden "gesammelt" werden sollten. Wenn am Wochenende die katholische Pfarrgemeinde "St. Mauritius und Paulus", der heute etwa 1 000 Gläubige aus Halle-Neustadt und Nietleben angehören, ihren 40. Geburtstag feiert, dann werden die Gedanken auch in die Zeit des Beginns zurück gehen.

Thomas Friedrich, heute Pfarrer der Gemeinde, die ihr Zuhause nicht in Neustadt, sondern in der Moritzkirche hat, war damals noch nicht in Halle. Aber er hat in der Chronik geblättert und Gemeindeglieder befragt, so dass er nun ziemlich genau nachvollziehen kann, wie sich die Gemeinde gefunden und entwickelt hat.

"Im Juni 1966 ist Pfarrer Hugo Hermes aus Bad Lauchstädt mit der Gründung der Gemeinde beauftragt worden", sagt er, "doch das war schwierig. Vor allem, weil die Gemeinde keine Bleibe hatte. Der Pfarrer bekam keine Wohnung, der Gemeinde wurde der Bau einer Kirche in Halle-West verwehrt, auch den daraufhin geplanten Ankauf privaten Geländes in Nietleben und Passendorf, um dort eine Kirche zu bauen, verhinderten staatliche Stellen." Kein Wunder, dass sich die Gemeinde den Namen Paulus wählte - den der Apostel war auch heimatlos.

So wurde zunächst improvisiert. Gottesdienste wurden in der evangelischen Kirche in Passendorf gehalten, alle anderen Treffen, auch der Religionsunterricht, fanden in der Wohnung eines Gemeindeglieds statt. "Frau John hat ein Zimmer zur Verfügung gestellt", so Pfarrer Friedrich, "Jugendstunden, Frauen- und Familienkreis - alles spielte sich hier ab."

1969 wurde die Gemeinde offiziell in den Rang einer Pfarrei erhoben, galt damit als juristische Person und konnte somit ein Angebot annehmen, das zwar nicht eine neue Kirche, aber wenigstens endlich ein Zuhause bescherte: Angesichts des Neins der im Staat Herrschenden zu einem Kirchenneubau nahm man das Angebot der evangelischen Marktgemeinde an, die Moritzkirche zu übernehmen. Am 1. Advent 1970 wurde der erste Gottesdienst Paulusgemeinde in der Moritzkirche gefeiert. 1986, zum 575-jährigen bestehen des gotischen Baus, wurde dem Namen der Paulusgemeinde noch Mauritius (wovon Moritz abgeleitet ist) beigefügt.

Die Gemeinde war nach ihrer Gründung genau so schnell gewachsen wie Halle-Neustadt. Bis zu 3 000 Katholiken gehörten ihr zeitweise an, sie wurde in den Jahren 1974 / 75 zur jüngsten Gemeinde Deutschlands - das Durchschnittsalter lag bei 25 Jahren. Das Gemeindeleben blühte, viele Angebote gab es insbesondere auch für die Kinder. Pfarrer Hermes versah bis 1982 sein Amt, ihm folgte der spätere Propst Joachim Weber bis 1991, danach trat Klaus Gaden seinen Dienst an. 2002 schließlich übernahm Thomas Friedrich die Pfarrstelle.

Heute hat die Gemeinde noch etwa 1 000 Glieder, der Altersdurchschnitt ist parallel zu dem in Halle-Neustadt gestiegen. Doch die Gruppen und Aufgaben sind geblieben: Religions- und Jugendstunden, Sozial- und Seniorengruppe, Betreuungsdienste und Frauenkreis. Seit dem Jahr 2003 gibt es zudem eine enge Zusammenarbeit mit der Propsteigemeinde, was bereits auf die Zukunft deutet. Denn auch die Kirche muss neue Wege gehen. Gedacht in diesem Fall nach den Worten von Pfarrer Friedrich an einen Gemeindeverbund Halle-Mitte, dem neben der Mauritius / Paulusgemeinde und der Propsteigemeinde auch noch die Kuratie Hohenturm angehört.