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Der Esel, der auf Rosen geht Harald Schwarz hat die Kirche in Gütz reformiert - mit modernen Methoden

Techno-Partys in der Kirche oder gemeinsames Boule spielen auf dem Rasen. Harald Schwarz will die Kultur und Gemeinschaft im ländlichen Raum stärken. Dafür wurde er nominiert

Von Luisa König 26.03.2025, 09:51
Dank Schwarz ist die Dorfkirche zur Kulturkirche geworden.
Dank Schwarz ist die Dorfkirche zur Kulturkirche geworden. (Foto: Harald Schwarz)

Gütz/MZ. - Er war es, der im vergangenen Jahr die Bürgerpreisgewinnerin Dolores Hartmann für den Esel, der auf Rosen geht, nominiert hat – nun steht Harald Schwarz selbst auf der Liste der Nominierten und hat die Chance, in diesem Jahr für sein Engagement ausgezeichnet zu werden.

Die meiste Zeit macht dem Vereinsvorsitzenden Spaß

Bekannt ist der 61-Jährige, der etwa die erste Hälfte seines bisherigen Lebens in Halle verbracht hat, vor allem im Saalekreis, genauer gesagt in Gütz – einem Ortsteil von Landsberg. 1997 entschied er sich gemeinsam mit seiner Familie, dort ein Zuhause aufzubauen und knüpfte schnell erste Kontakte zur Gützer Kirche. „Schon aufgrund der physikalischen Nähe kam der Kontakt zum Förderverein schnell. Wir wohnen etwa 50 Meter weg, ich gucke jeden Tag auf den Kirchturm, wenn ich aus der Tür gehe“, so Schwarz. Anfangs noch mit dem Hausbau beschäftigt, wurden nur seine Eltern Mitglieder im Verein. „Mitbekommen habe ich trotzdem immer alles.“ Schwarz begann, sich auch ohne Mitgliedschaft um die Bereiche Werbung und Marketing zu kümmern, bis der entscheidende Moment kam und der Posten des Vorsitzenden neu vergeben werden sollte. „Ich hab als letzter weggeguckt“, scherzt der 61-Jährige.

Harald Schwarz ist Vorsitzender des Fördervereins der Kulturkirche in Gütz.
Harald Schwarz ist Vorsitzender des Fördervereins der Kulturkirche in Gütz.
(Foto: Harald Schwarz)

Mittlerweile ist Schwarz seit fünf Jahren als Vorsitzender des Fördervereins aktiv – aufgeben möchte er die Stelle nicht. „Ich jammere auch manchmal rum, aber die meiste Zeit macht es Spaß.“ Am eintönigsten ist die Arbeit wohl, wenn es um das Akquirieren von Fördermitteln geht, doch genau das nimmt viel Zeit ein, wie Schwarz weiß. „Theoretisch ist es ein Vollzeitjob, auch wenn es blöd klingt“, so der Vereinsvorsitzende über seine Arbeit in Gütz. Auch wenn sein Schatzmeister ihm den Rücken frei halte – wenn es um das Organisieren von Geld geht, ist Schwarz gefragt. „Es ist ein Haufen Arbeit. Man muss die Richtlinien erfüllen, alles mit Worten versetzen und so begründen, dass die Institution sich für einen entscheidet. Das ist gar nicht so einfach.“

Kultur steht bei Harald Schwarz im Vordergrund

Doch der Gützer weiß sich zu helfen. Bei der Hochschule Merseburg ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt und hilft kleinen, mittelständischen Unternehmen bei der Digitalisierung. „Wir machen viel mit Künstlicher Intelligenz. Was ich den Firmen auf Arbeit über das Aufbessern der Website oder der Präsenz bei Facebook erzähle, probiere ich bei uns im Verein alles aus.“

Seine kreative Ader lässt Schwarz beim Organisieren der Veranstaltungen heraus. Egal ob Lesungen, Konzerte, Ausstellungen oder Feste – die Ideen stammen meistens von Schwarz. Die Kultur sei ihm wichtig und er wolle sie auch auf dem Dorf etablieren. Und auch wenn Schwarz Atheist ist, sieht er in der entweihten Kirche die optimale Möglichkeit, um solche Veranstaltungen anzubieten. Erst durch ihn wurde aus der Dorfkirche die Kulturkirche, wie sie heute bekannt ist.

Offen für neue Ideen, ist Schwarz immer. Wenn er nicht selbst in Halle unterwegs ist und sich Bands anhört, die er danach möglicherweise einlädt, nimmt er auch gerne Vorschläge anderer an. So gibt es in der Kulturkirche seit Kurzem regelmäßig eine Techno-Party. „Warum nicht? Was soll uns daran stören? Hauptsache, die Organisation ist gut und es geht nichts kaputt“, sagt der 61-Jährige, der auch für dieses Jahr wieder einiges geplant hat.

Ab sofort können MZ-Leser wieder Vorschläge machen, wer den Bürgerpreis „Der Esel, der auf Rosen geht“ für sein ehrenamtliches Engagement erhalten soll. Vorgeschlagen werden können sowohl Einzelpersonen als auch Vereine oder Organisationen sowie mehrere Engagierte, die in einem Projekt in Sport, Kultur oder im Sozialen vereint aktiv sind. Einzige Bedingung ist, dass das Ehrenamt in Halle oder dem Saalekreis ausgeübt wird. Eine Jury wählt die Preisträger aus. Einsendeschluss ist der 12. April 2025. Die Preisverleihung findet am Freitag, 13. Juni, im Neuen Theater statt. Moderiert wird sie wieder von dessen früherem Intendanten Matthias Brenner.