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Hanna Haupt Hanna Haupt: Klimawandel nach der Eiszeit

Von HEIDI JÜRGENS 28.07.2010, 06:20
Die Anstaltspfarrerin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Halle (Saale), Hanna Haupt, steht im Kirchsaal der JVA. (FOTO: DPA)
Die Anstaltspfarrerin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Halle (Saale), Hanna Haupt, steht im Kirchsaal der JVA. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

HALLE/MZ. - Annäherung von Kirche und Justiz

Sie hat den Wandel mitgestaltet, was das Verhältnis zwischen Kirche und Justiz zu DDR-Zeiten bis heute angeht - "von der Eiszeit zur Klimaerwärmung", wie sie es am Freitag beschrieb und hinzu setzte "aber ohne Katastrophe". Was sie hinterlässt? "Ein Dorf mit einer Kirche - so sehe ich den Roten Ochsen heute". Dafür erhielt die gelernte Zierpflanzengärtnerin und studierte Bibliothekswissenschaftlerin und Theologin zahlreiche Dankesworte. Zur offiziellen Verabschiedung durch Superintendent Hans-Jürgen Kant waren zahlreiche Weggefährten und Mitstreiter aus Kirche und Politik in den Kirchsaal im Roten Ochsen gekommen.

"Den meisten, die ich in all den Jahren hier getroffen habe, war Kirche fremd", sagt Hanna Haupt. Aber viele hätten die Angebote dankbar angenommen - zu Gesprächen, zum Gottesdienst. Viel Leid der Gefangenen und ihrer Familien ist der Seelsorgerin in den 20 Jahren vor Augen gekommen. Viel Ratlosígkeit, Hoffnungslosigkeit - aber auch viel Dankbarkeit. Sie ist sich sicher, "dass jeder Mensch, was immer er getan hat, auch andere Fähigkeiten hat." Sie ist überzeugt, dass nicht alle, die im Gefängnis landen, dort sein müssten. "Weil die Gesellschaft schon zuvor versagt hat, bleibt die Zelle als letztes Glied in der Kette." Manche Gefangene hätten in ihrem Leben so viel Destruktives erlebt und keinen Halt gefunden, dass Verfehlungen fast zwangsläufig seien, sagt sie.

Chor und Konzerte

Besonders froh ist sie, dass es ihr gemeinsam mit den katholischen Seelsorgern gelungen ist, ganz besondere Angebote auf die Beine zu stellen: Einen Chor und eine Konzertreihe. Wenn auch der Chor durch die Verlegung der weiblichen Strafgefangenen nach Chemnitz nun Geschichte ist - Konzerte soll es weiterhin geben.

Im Roten Ochsen hinterlässt Hanna Haupt eine Lücke, auch wenn zum Oktober ihre Stelle neu besetzt wird. Die Einzige, die neben der Familie am Freitag das Dienstende der Seelsorgerin unbeschwert sah, war Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD). Sie freut sich, dass die Stadträtin Hanna Haupt, seit Jahren auch Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, dieses Amt auch weiterhin ausüben wird.

Vergittertes Fenster der JVA Halle.
Vergittertes Fenster der JVA Halle.
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