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Halloren speckt deutlich ab Halloren speckt deutlich ab: Schoko-Unternehmen aus Halle (Saale) streicht das Sortiment zusammen

Von Steffen Höhne 17.01.2019, 07:19
Ralf Wilfer ist Chef bei Halloren.
Ralf Wilfer ist Chef bei Halloren. dpa

Halle (Saale) - Auf den Bändern der Halloren Schokoladenfabrik in Halle läuft das Traditionsprodukt Halloren-Kugel in langen Reihen nebeneinander. „Pro Minute werden 130 Packungen mit je zwölf Kugeln hergestellt“, sagt Betriebsleiter Ralf Schlusnus. Produziert wird in drei Schichten rund um die Uhr.

Doch nicht nur die Halloren-Kugel läuft über die Anlage, am Mittwoch wurde die Mozart-Kugel gefertigt. Die Herstellung sieht effizient aus, ist es aber offenbar nicht für alle Produkte. „Wir müssen unsere internen Strukturen und Abläufe deutlich effizienter gestalten“, sagt der neue Halloren-Chef Ralf Wilfer. Am Mittwoch stellte der erfahrene Süßwaren-Manager die neue Unternehmensstrategie vor, die man mit den Worten umschreiben könnte: Halloren speckt ab.

Die Schoko-Firma produziert nicht nur die Halloren-Kugel, sondern auch eine Vielzahl von Pralinen-Sorten. Deren Herstellung und vor allem Verpackung ist aufwendig. So werden die einzelnen Pralinen per Hand in Schachteln verpackt. „Wir werden künftig nicht mehr Kleinstmengen produzieren können“, sagt Wilfer. Auch die Vielfalt beim Traditionsprodukt soll reduziert werden.

Halloren-Kugel nur noch in sechs Varianten

Wilfer kündigte an, dass es von der Halloren-Kugel künftig deutlich weniger Geschmacksrichtungen geben wird. Von den derzeit im Handel verkauften 15 Halloren-Kugel-Varianten könnten neben dem Klassiker Sahne-Schoko nur noch vier bis fünf übrig bleiben. Welche das sind, ließ er offen. Im Gegenzug will das Unternehmen aber zeitlich befristet neue Produkte auf den Markt bringen, die Trends aufgreifen oder zur Jahreszeit passen.

„Im Frühjahr starten wir mit einer Sahne-Cacao-Kugel mit weißer Schokolade und einer Erdbeer-Vanille-Kugel“, kündigt der Unternehmenschef an. Spätestens im Herbst 2019 soll auch die Verpackung ein neues Design erhalten. „Wir müssen auf Verbraucherwünsche viel schneller reagieren“, so Wilfer. Die Veränderungen im Unternehmen sollen jedoch schrittweise erfolgen.

In Deutschland gibt es mehr als 200 industrielle Hersteller von Süßwaren. Nach Angaben des Branchenverbandes BDSI erwirtschafteten die Unternehmen im Jahr 2017 einen Umsatz von zwölf Milliarden Euro, ein Plus von 1,5 Prozent. 

Mehr als die Hälfte der hergestellten Waren wird exportiert. Die Beschäftigtenzahl liegt stabil bei etwa 50.000 Mitarbeitern.

100 Euro gibt jeder Deutsche im Schnitt im Jahr für Süßwaren aus. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 30,67 Kilogramm, das sind aber weniger als fünf Prozent gemessen an dem jährlichen Verzehr von 670 Kilogramm Lebensmitteln insgesamt. 

Bei Schokolade und Zuckerwaren war der Verbrauch zuletzt rückläufig. Zu den Trends im Süßwarenmarkt zählen Produkte mit Pflanzenproteinen, exotischen Beeren oder Gewürzen. Eine steigende Nachfrage gibt es auch bei Süßwaren und Knabberartikeln für Vegetarier oder Veganer.

Wilfer ist seit Oktober Alleinvorstand des Schoko-Herstellers. Er verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in der Lebensmittel-industrie. So arbeitete er bei den Branchenführern Kraft Foods (früher Milka) und Lindt. Zuletzt führte er die Süßwaren-Firma Solent, die zum Discounter Lidl gehört. Der Handelsriese ist für sein striktes Kostenmanagement bekannt.

Die Veränderungen im Sortiment sollen dabei helfen, Halloren wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Das Unternehmen hatte aufgrund von finanziellen Schwierigkeiten in den vergangenen zwei Jahren alle Tochterunternehmen darunter die Delitzscher Schokoladenfabrik verkauft. Durch die Schrumpfkur ging der Umsatz sehr deutlich zurück. Im Jahr 2017 lagen die Erlöse noch bei 107 Millionen Euro. Für dieses Jahr rechnet Wilfer mit einen Umsatz von 21,5 Millionen Euro.

Gewinne erwartet der Firmenchef noch nicht. Das Defizit werde bei etwa 1,6 Millionen liegen. Auf die Frage, warum das Unternehmen trotz Verkäufen von unrentablen Firmenteilen noch Verluste schreibt, antwortete Wilfer: „Halloren ist nicht so effizient wie gedacht.“ Erst 2020 sollen wieder Profite erwirtschaftet werden.

Größere personelle Einschnitte in die Belegschaft soll es nach Angaben des Geschäftsführers aber nicht geben: „Wir planen in diesem Jahr mit 190 bis 220 Mitarbeitern.“

Blick nach Westdeutschland

Sein Ziel ist eine engere Kooperation mit dem Handel. „Wir müssen schneller auf Markttrends reagieren.“ Erste Erfolge gebe es bereits. So bot der Discounter Lidl Halloren-Produkte zuletzt bundesweit als sogenannte Aktionsware an. Das heißt, die Produkte sind nur für einen gewissen Zeitraum verfügbar. „Das lief erfolgreich“, so Wilfer.

Die Handelskette Rewe verkauft die Halloren-Kugel inzwischen auch in ihren westdeutschen Supermarkt-Regalen. „Es ist für uns nicht einfach, in den alten Bundesländern Fuß zu fassen, weil die Kunden das Produkt nicht kennen“, so Wilfer. Er ist dennoch optimistisch, dass es gelingt: „Eine solche Schoko-Kugel mit zwei Mischungen gibt es sonst nicht auf dem Markt.“  (mz)