Hallescher FC Hallescher FC: Zwei Glücksschlüssel bleiben in Reserve
Halle (Saale)/MZ. - Die La-Ola-Welle der HFC-Spieler vor der eigenen Fankurve war gerade beendet. Michael Preuß hatte Schuhe, Stutzen und Schienbeinschoner so eben mühsam zusammengeklaubt und schlenderte vom Spielfeld. Da kam eine Ordnerin auf ihn zu. "Am Zaun wartet ein weiblicher Fan auf Sie. Das soll ich ausrichten", sagte sie. Preuß, sowieso ein freundlicher Mensch und wegen seines Tores zum 1:0-Erfolg über Holstein Kiel erst recht gut gelaunt, wechselte prompt die Richtung und stapfte Richtung Haupttribüne des Neustädter Stadions.
Dort wurde er von einer blonden Frau erwartet. Die drückte ihm aufgeregt einen geheimnisvollen Umschlag in die Hand. Eine Extra-Torprämie? In etwa. Im Umschlag verbargen sich zwei Schlüssel. Nicht zu seinem Herzen, das stand schnell fest. Und Preuß klärte das Mysterium auf. "Die Dame hat mich gegen Frankfurt gesehen, mich dann über Facebook kontaktiert und mir in etwa Folgendes geschrieben: ,Immer wenn ich antreten würde, sei es, als hätte jemand einen Schlüssel umgedreht'", sagte Preuß. Prinzip Kinderspielzeug: Extra-Schub durch aufgezogenen Gummizug. "Und damit das auch weiterhin so klappt, hat sie mir mit besten Wünschen gleich diese zwei Glücksschlüssel überreicht." Die kann der 27-Jährige jetzt getrost in Reserve behalten.
Gegen Kiel funktionierten dynamische Sprints, Dribblings und beherzte Zweikämpfe auch ohne Glücksbringer. In seinem ersten Punktspiel in der Fußball-Regionalliga stand Preuß zudem zur Freude der meisten der 2 022 Zuschauer im rechten Moment goldrichtig. In der 36. Minute schlug Maik Wagefeld eine weite Flanke in den Strafraum. Andis Shala ließ den Ball mit der Brust genau vor die Füße von Michael Preuß abtropfen. Der stand frei vor Morten Jensen und bugsierte die Kugel mit etwas Dusel am Gästetorwart vorbei ins Tor. "Es freut mich einfach, dass bei mir gerade alles so gut klappt", sagte der Schütze später strahlend. Und HFC-Trainer Sven Köhler freute sich mit: "Es ist für ihn richtig toll, dass er die großartige Leistung vom Pokalspiel gegen Eintracht Frankfurt noch einmal bestätigen konnte." Köhler hatte auch ein Extra-Lob für Shala. "Wenn er das mit der Vorlage so wollte, war es genial."
In eben jener Pokal-Partie, dem 0:2 in der Vorwoche, hatte auch Torhüter Darko Horvat im Blickpunkt gestanden. Keineswegs so glücklich. Seine Aktie am Elfmeter zum 0:1 ist noch präsent. Diesmal jedoch stieg er neben Preuß zum entscheidenden Mann beim so wichtigen Sieg über einen Aufstiegs-Mitbewerber auf. Gegen Eintracht-Schlitzohr Gekas noch chancenlos parierte er diesmal in der 21. Minute einen Elfmeter von Fiete Sykora großartig. Sören Eismann hatte zuvor einen Kieler gelegt. "Das war der Knackpunkt", meinte Trainer Köhler. Maik Wagefeld, der am Sonntag überragende Denker und Lenker beim HFC, der am Ende, als es brenzlig zu werden drohte, die Fäden zusammenhielt, schloss sich an. "Klasse, wie Darko den rausgeholt hat. Das war schon entscheidend." Denn allen war klar: "Geht so eine starke Mannschaft wie Kiel in Führung, dann verlieren wir. Man weiß: Wenn die vorn liegen, ist es ganz schwer, deren Defensive zu überwinden", sagte Köhler.
Darko Horvat seinerseits blieb bescheiden. "Ich habe einfach spekuliert und bin nach rechts gesprungen. Dann hatte ich den Ball. Wirklich stark geschossen - wie der von Gekas - war er nicht", sagt Horvat. Er freute sich einfach, "dass ich meinen Beitrag zu dem so wichtigen Sieg leisten konnte". Das tat er dann auch in der zweiten Hälfte. Als Kiel auf den Ausgleich drängte und der HFC auf Konter lauerte, hielt er überragend gegen Marc Heider (72.). Auf der anderen Seite parierte Jensen nicht minder großartig gegen Dennis Wegner, der, gerade eingewechselt, das 2:0 auf dem Fuß hatte.
Auch wenn Sven Köhler am Ende von einem "glücklichen Sieg" sprach und damit seinen Kieler Kollegen Thorsten Gutzeit bestätigte, herrschte tiefe Zufriedenheit bei den Rot-Weißen: "Gegen diesen sehr starken Gegner haben wir einen äußerst wichtigen Erfolg gelandet", sagte Maik Wagefeld. Der Auftakt stimmt optimistisch für die weitere Saison. "Dass RB Leipzig gewonnen hat, darauf schauen wir nicht. Das können wir nicht beeinflussen. Wir müssen einfach solche Spiele wie heute gewinnen", sagte Sven Köhler noch. Und dafür hat ja Michael Preuß nun noch zwei Glücksschlüssel übrig.