Hallescher FC Hallescher FC: «Eigentorheld» mit dem Rücken zur Wand
Halle (Saale)/MZ. - Stefan Emmerling kann die Geschichte wahrscheinlich längst nicht mehr hören. Trotzdem muss der heutige Trainer des Fußball-Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt, der am Sonnabend zum Ostderby beim Halleschen FC anreist, die Episode immer wieder erzählen. Schließlich hat sie ihm einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Fußball-Bundesliga gebracht.
Am 11. März 1997 gastierte der heute 46-Jährige mit dem MSV Duisburg zum Bundesliga-Spiel bei Schalke 04. Emmerling spielte Libero und erzielte beim 0:4 im Gelsenkirchener Parkstadion drei Eigentore. Damit führt er bis heute die Liste der meisten geschossenen Eigentore in einem Bundesliga-Spiel an. Zwei Schüsse fälschte er unhaltbar ab. Beim dritten Eigentor misslang ein Rettungsversuch nach einem Eckball, er drosch das Leder unter die Latte.
"Diese Geschichte gehört zu meiner Karriere. Sie hat mich bekannt gemacht", sagt der Ex-Profi, der 369 Bundesliga- und Zweitligaspiele für den 1. FC Kaiserslautern, Wattenscheid 09, Hannover 96 und den MSV Duisburg bestritten hat. Die Story hat ihn nicht nur als Profi bekannt gemacht, sondern auch als Trainer.
Sein hallescher Kollege Sven Köhler kann mit solchen Geschichten zwar nicht aufwarten, aber die Erfahrung von 360 Erst- und Zweitligaspielen für den FC Karl-Marx-Stadt und den Chemnitzer FC hat auch ihm nicht geschadet. Er sieht diese Erfahrung als gute Voraussetzung für den Übergang vom Profi-Fußballer ins Trainergeschäft an. "Ein guter Fußballer hat in der Regel auch einen entsprechend guten Ruf und damit bekommt er auch eher die Chance für einen solchen Job", sagt Köhler. Aber er sagt auch: "Jose Mourinho hat nie höherklassig gespielt und ist trotzdem ein Toptrainer." Es liege viel daran, wie man die Sache angehe, meint Köhler. "Du musst diesen Job schon ernst nehmen. Es gibt schließlich auch die anderen Beispiele, wonach gute Fußballer eher schlechte Trainer waren."
Insgesamt 15 der 20 Drittliga-Trainer haben früher selbst in der ersten oder zweiten Liga gespielt. Lediglich dem Bielefelder Stefan Krämer (FV Bad Honnef), dem Babelsberger Christian Benbennek (Eintracht Braunschweig II) und dem Wiesbadener Peter Vollmann (RW Lüdenscheid) war dies nicht vergönnt. Der Karlsruher Markus Kauczinski arbeitete ausschließlich als Trainer und der Unterhachinger Claus Schromm musste seine aktive Karriere wegen einer schweren Knieverletzung mit 24 Jahren bei einem unterklassigen Team beenden.
Und dann erinnert sich Köhler noch an ein ganz prominentes Beispiel aus seiner Zeit als Aktiver. "Es gibt Spieler, die nicht so lange höherklassig aktiv waren. Aber sie haben mehr Erfahrung im Trainerjob. Hans Meyer übernahm 1971 mit 28 Jahren als jüngster Trainer der DDR-Oberliga den FC Carl Zeiss Jena", sagt Köhler. Meyer beendete seine Karriere nach nur 30 Spielen für Jena und wechselte an die Linie. Und das sehr erfolgreich. Er führte Jena ins Europapokalfinale der Pokalsieger, stieg mit Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga auf, gewann mit dem 1. FC Nürnberg den DFB-Pokal und rettete Gladbach, Hertha BSC und die Nürnberger vor dem Erstliga-Abstieg.