Hallescher FC Hallescher FC: Balance-Akt Lindenhahn

Halle (Saale)/MZ. - Nach der unglücklichen Niederlage gegen die SpVgg Unterhaching platzte es aus Angelo Hauk heraus: "Der Toni fehlt halt." Der flinke Flügelspieler Toni Lindenhahn litt und leidet noch an einem Muskelfaserriss im Oberschenkel. Seine Tempodribblings, seine Dynamik fehlten dem Spiel des Halleschen FC am vergangenen Samstag über weite Strecken.
Lindenhahn kommt zurück. Es geht nur um das Wann, nicht um das Ob. Doch der von den Fans seit Jahren verehrte Vorlagen-Garant - alleine 13 in der Aufstiegssaison 2011 / 12 - weiß um seinen Wert für die Mannschaft. Darauf angesprochen lächelt Lindenhahn vielsagend und zuckt lässig mit seinen Schultern: "Ich hoffe es." Trainer Sven Köhler lobe seine Qualitäten, angefangen von seiner Ballsicherheit bis hin zu seiner Spielübersicht, die ein ums andere Mal in präzisen Flanken mündet.
So klingt ein Flügelflitzer, der um seine zentrale Bedeutung weiß. Das Selbstvertrauen kommt nicht von ungefähr. Der in Salzmünde aufgewachsene Fußballer aus dem HFC-Nachwuchs hat einen steilen Aufstieg auf der Karriereleiter hingelegt. Mit 18 schon gab er 2009 sein Regionalliga-Debüt beim HFC. Eine Saison später kam er bereits auf 27 Einsätze im Kader der ersten Mannschaft, drei Tore gelangen dem offensiven Mittelfeldspieler.
Sogar die Talentejäger von RasenBall Leipzig hatten ihn im Visier. 2010 gab der damalige Chefscout des Vereins, Hans-Jürgen Kreische, offen zu: "Toni Lindenhahn habe ich schon seit Jahren auf dem Zettel." Weitere Vereine meldeten ihr Interesse an dem Hoffnungsträger, darunter auch der DFB-Pokalgegner vom kommenden Samstag, der MSV Duisburg. "Wenn wir nicht aufgestiegen wären, vielleicht hätte ich gewechselt", gibt Lindenhahn zu. Aber er tat es nicht.
Was geht in einem nun 21-jährigen Regional-Star vor, wenn die Öffentlichkeit ihn bauchpinselt? Wenn der Trainer ihn als "natürlich wichtigen Spieler" bezeichnet, auf den der Verein langfristig setzt? Und wenn mit Anfang Zwanzig ein regelmäßiges Gehalt auf dem Konto eingeht (Lindenhahn: "Wir verdienen gutes Geld.")?
Mit seiner ganzen Körpersprache strahlt der HFC-Spieler und Publikums-Liebling - neben Torhüter Darko Horvat und Verteidiger Patrick Mouaya - eine Selbstsicherheit aus, die ansteckend sein kann. Auch für sein Team. Und vielleicht zweifelt er manchmal sogar an seiner Ersetzbarkeit.
Sein Ersatz Sautner machte am vergangenen Samstag ein solides Spiel, wirklich überzeugen konnte der Neuzugang vom SC Freiburg II jedoch nicht. "Ihm fehlt noch die Gewöhnung an die Körperlichkeit in der dritten Liga", erklärt Lindenhahn die Probleme seines Mannschaftskollegen. Ist Lindenhahn fit, spielt Lindenhahn. Sein wohl größter Gegner ist er selbst. Und für Coach Köhler dürfte sich die Arbeit mit dem jungen Mann als Balance-Akt gestalten. Einerseits muss ein Talent wie Lindenhahn gepusht und motiviert werden, andererseits bedarf es der Kunst, den Spieler auf dem Boden zu halten.
"Es ist doch noch gar nicht viel passiert", winkt Köhler ab. Natürlich gebe es die Erwartungshaltung an Lindenhahn aus dem Umfeld. Aber die Mannschaft befinde sich doch noch in der dritten Liga: "Reus ist ein großes Talent!" Der Hallesche FC sei punktuell in der Lage, jeden zu ersetzen. "Toni muss den Nachweis erstmal bringen, dass er sich in dieser Liga durchsetzen kann", versucht der HFC-Trainer, jeden Höhenflug von Anfang an zu verhindern. Aber: "Natürlich trauen wir es ihm zu, dass er das Potenzial dazu hat."
Sein Kollege Jan Benes weiß um die Schwächen seines Vordermanns: "Er kann keine Tore schießen." Letztendlich weiß das auch ein Lindenhahn: "Daran muss ich noch hart arbeiten."