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Werfertage Brandberge Hallesche Werfertage: Geballte Weltklasse im Ring - Warum das Bruder-Duell der Hartings in Halle ausfällt

Von Christoph Karpe 25.05.2018, 08:00
Am Pfingstsonntag warf Christoph Harting beim Meeting in Rehlingen den Diskus 66,76 Meter weit.
Am Pfingstsonntag warf Christoph Harting beim Meeting in Rehlingen den Diskus 66,76 Meter weit. imago

Halle (Saale) - René Sack muss nicht lange überlegen: „Die Diskuswettbewerbe sind sicherlich die Höhepunkte der Veranstaltung“, sagt der Trainer von Halles Diskus-Ass Nadine Müller. Allein der Blick auf die Starterlisten untermauert das: Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ist - neben internationalen Stars - die fast komplette deutsche Spitze bei den Halleschen Werfertagen am Wochenende auf den halleschen Brandbergen vertreten.

Das Interesse kommt natürlich nicht von ungefähr. Halle ist eine der wichtigsten Qualifikations-Stationen auf dem Weg zur EM im August in Berlin. Verlockend für Athleten auch deshalb, weil die Diskusringe bei Bedarf auch in den Auftrieb verheißenden Gegenwind gedreht werden können. Was exzellente Weiten verheißt.

Robert Harting wurde Vierter in Schönebeck

Nur auf das Sahnehäubchen müssen die Fans - etwa 3.000 werden am Sonnabend erwartet - verzichten: auf das Bruder-Duell zwischen Christoph und Robert Harting, zwischen dem Olympiasieger von 2016 und dem von 2012. Denn nur Christoph wird in Halle starten. „Robert Harting hat uns leider abgesagt. Er ist angeschlagen und muss sich schonen“, berichtet Sack, der auch in die Organisation eingebunden ist.

Der „große“ Harting startete am vergangenen Freitag beim Sole-Cup in Schönebeck, schaffte dort als Vierter hinter den nationalen Konkurrenten 63,67 Meter, verpasste die EM-Norm (64 Meter) und meinte danach: „Ich mache gerade kein Diskuswerfen. Das ist eine andere Disziplin.“ Sein Problem: Er hat sich eine Sehne am Oberschenkel direkt über dem Knie gerissen. Das Handicap lässt keine ausgefeilte Technik dafür eine wenig vielversprechende Prognose zu: Für den 33-Jährigen wird es deshalb schwer, sich für die EM zu qualifizieren. Seine Karriere will der dreimalige Weltmeister dann am 2. September beim Istaf beenden.

Sein jüngerer Bruder ist dagegen in Halle am Start und wieder obenauf. Christoph Harting (27) siegte in Schönebeck mit 67,59 Metern. Dort erfüllten auch der Olympia-Dritte Daniel Jasinski (65,09 Meter) sowie die Magdeburger Martin Wierig (65,18) und David Wrobel (64,25) - alle in Halle dabei - ziemlich locker die EM-Norm. Zwei dieser Recken müsste Robert Harting noch übertreffen, um in Berlin dabei sein zu können.

Zurück nach schwierigem Jahr

Tristesse hier, frisches Selbstbewusstsein da in der Familie. Nach seinem Auszeit-Jahr 2017, in dem Christoph Harting nicht ein Mal wenigstens die 65-Meter-Marke knackte, eroberte er in Schönebeck den Nummer-eins-Status. „Ich hatte ein schwieriges Jahr 2017.

Das sind die Höhepunkte der Werfertage auf den Brandbergen am Sonnabend:

12 Uhr: Athletenpräsentation

12.45 Uhr: Kugelstoß Frauen
Stars: Christina Schwanitz, Yang Gao (China), Sara Gambetta

13.30 Uhr: Hammerwurf Männer
Stars: Pawel Fajdek (Polen), Dilshod Nasarov (Tadschikistan), Nick Miller (Großbritannien)

14 Uhr: Diskuswurf Frauen
Stars: Nadine Müller, Denia Caballero (Kuba), Anna Rüh, Shanice Craft, Julia Harting

14.30 Uhr: Speerwurf Frauen
Stars: Lyu Huihui, Liu Shi Ying (beide China), Christin Hussong, Kara Winger (USA)

15 Uhr: Hammerwurf Frauen
Stars: Anita Wlodarczyk (Polen), Wang Zheng (China)

15.30 Uhr: Diskuswurf Männer
Stars: Christoph Harting, Piotr Malachowski, Ehsan Hadadi (Iran), Daniel Stahl (Schweden), Martin Wierig

16 Uhr: Speerwurf Männer
Star: Bernhard Seifert

16.30 Uhr: Kugelstoß Männer
Star: Orazio Cremona (Südafrika)

Die Wettbewerbe beginnen Samstag 9 Uhr mit dem Nachwuchs.
Die Altersklassen bis U23 sind auch am Sonntag ab 9 Uhr dran.

Der Eintritt kostet für Vollzahler zehn Euro, Kinder (6 - 14 Jahre) zahlen fünf Euro. 

Aber man muss aufstehen, wenn man hinfällt“, sagte er bei „leichtathletik.de“ und freute sich: „Die Norm ist abgehakt.“ In Folge dessen wollte Christoph Harting in dieser Woche ohne Rücksicht auf eine perfekte Wettkampf-Form wieder ins Volllast-Training einsteigen. Womöglich stiehlen deshalb der schwedische Vizeweltmeister und Vorjahressieger Daniel Stahl oder der polnische Weltmeister von 2015, Piotr Malachowski dem rotblonden Recken an den Brandbergen die Show.

Ähnlich ist die Konstellation bei den Diskus-Frauen. Vier Chinesinnen und vor allem Kubas Weltmeisterin von 2015, Denia Caballero, sind harte Konkurrenz für die deutsche Spitze - die vollzählig versammelt ist. Große Fragezeichen gibt es aber um die Form von Lokalmatadorin Müller. Bislang hat sie in diesem Jahr nur eine Weite von 60,42 Meter stehen. Die liegt zwar über der EM-Norm, wird aber nicht für einen Start in Berlin reichen. Die 21-jährige Claudine Vita hält aktuell die deutsche Jahresbestmarke mit 65,08 Metern.

Überrascht Nadine Müller?

Und Nadine Müller dürfte auch in Halle den großen Wurf verfehlen. Es sei denn, die Vorjahressiegerin mit 65,76 Metern verblüfft selbst ihren Trainer. „Ich erwarte von ihr keine großen Weiten, sondern lediglich einen soliden Wettkampf“, sagt Sack. Der Hintergrund des durchklingenden Pessimismus’: Nadine Müller hatte sich Anfang des Monats beim Krafttraining den Rücken verrissen. Die 32-Jährige musste daraufhin den Start beim Diamond-League-Meeting in Doha absagen. Auch das anschließende Trainingslager entfiel wegen des zu hohen Risikos, dass sich die Verletzung verschlimmern könnte. Nun tastet sie sich in zwei Wettbewerben langsam voran. Nächste Woche wird Nadine Müller noch in Rom starten. „Danach beginnen wir wieder ein Aufbauprogramm. Ihr fehlen doch einige Trainingsumfänge“, erzählt Coach René Sack.

Wie beim einen Jahr älteren Robert Harting gilt: Der Kampf um einen Platz im Feld beim Höhepunkt des Jahres in der Hauptstadt wird auch für Nadine Müller schwer wie nie zuvor in der langen Karriere.   (mz)