Halles nächtlicher Treffpunkt Halles nächtlicher Treffpunkt: Ärger um Lärm und Müll am August-Bebel-Platz

Halle (Saale) - Auf dem August-Bebel-Platz pulsiert im Sommer das hallesche Großstadtleben. Die Lokale sind voller Menschen, die sich unterhalten oder dort an ihren Computern arbeiten. An den Fontänen spielen Kinder. Sobald der Abend hereinbricht, kann man beobachten, wie sich immer mehr junge Menschen auf dem Platz versammeln.
Sie sitzen in kleinen Gruppen auf der Wiese, einige hören Musik aus mitgebrachten Lautsprechern, andere trinken Bier oder Club Mate zusammen. „Bebeln“ nennen sie die Treffen auf dem Platz, die sich bis spät in die Nacht ziehen können.
Anwohner des Bebelplatzes beschweren sich vermehrt über Lärm und Müll
Doch dieses Großstadtflair wird nun zum Problem: Die Anwohner des Bebelplatzes beschweren sich vermehrt über Lärm und Müll. Einer der Anwohner, der unter dem nächtlichen Geräuschpegel leidet, ist Dirk Herold. „Ich bin kein Spießer und mir ist auch klar, dass es in der Innenstadt ab und zu laut ist. Aber meine Kinder können nachts nicht mehr schlafen, und das geht zu weit.“ Deshalb hat der Immobilienmakler am vergangenen Freitagabend eine erste Nachbarschaftsversammlung einberufen.
„Ich wollte einfach sehen, ob meine Familie als einzige dieses Problem hat“, sagt Herold. Hat sie nicht. Rund 25 weitere Anwohner sind zu dem Vernetzungstreffen gekommen und alle berichten Ähnliches: An jedem Abend während der warmen Monate werde Party auf dem Platz gemacht, laute Musik werde zum Teil bis fünf Uhr morgens gespielt, der Müll bleibe regelmäßig liegen, einzelne Personen würden sich sogar in den Hauseingängen erleichtern.
„Ich alarmiere mindestens einmal pro Woche das Ordnungsamt oder die Polizei.“
„Ich alarmiere mindestens einmal pro Woche das Ordnungsamt oder die Polizei. Dann wird es für kurze Zeit ruhig“, sagt eine Frau. Sobald eine neue Gruppe auf dem Platz ankomme, beginnt das Spektakel von Neuem. Die Anwohner sind sich zudem einig, dass sich die Situation verschlimmert hat, seitdem es den Laden „El Faruk“ am Platz gibt und dieser Getränke bis spät abends verkauft.
CDU-Stadtrat Bernhard Böhnisch wollte von der Stadtverwaltung wissen, ab das Geschäft dafür eine Genehmigung hat. „Mir wurde gesagt, dass der Laden überprüft wurde“, sagt Böhnisch. Es wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen den Betreiber eingeleitet.
Stadtrat kann den Ärger der anderen Anwohner verstehen
Böhnisch wohnt ebenfalls direkt am Bebelplatz und kann den Ärger der anderen Anwohner verstehen: „Die jungen Leute sollten sich lieber auf der Peißnitz treffen, wo sie niemanden stören.“ Eine Nachbarin sagt, dass sie die Jugendlichen oft anspricht. „Die machen die Musik dann sofort leiser“, sagt sie. „Denen fehlt einfach das Problembewusstsein.“
Dass sich die Anwohner gestört fühlen, wissen die zumeist jungen Leute durchaus. „Es gibt wenige Stellen, wo man sich sonst treffen kann“, sagt ein 17-Jähriger vor Ort. Die Peißnitzinsel sei zu gefährlich, am Landesmuseum habe sie das Ordnungsamt vertrieben. Der Bebelplatz sei praktisch, weil es den 24-Stunden-Edeka in der Nähe gibt. Was sie zu den Sorgen der Anwohnern sagen?
„Die Leute auf dem Platz müssen sich einfach zusammenreißen und die Musik abdrehen“
„Wir können die schon verstehen. Die Leute auf dem Platz müssen sich einfach zusammenreißen und die Musik abdrehen“, sagt ein junge Mann. Laut der Verwaltung wird der Platz in den Abend- und Nachtstunden regelmäßig bestreift. Batteriebetriebene Boxen seien dort nicht ohne Genehmigung erlaubt. Zudem werde der Platz dreimal wöchentlich gereinigt.
Die Anwohner wollen nicht, dass am Bebelplatz hart durchgegriffen wird. Sie planen deshalb eine Plakatkampagne, um die Kids nachts daran zu erinnern, dass andere Bürger schlafen wollen. Ihre Forderung ist, dass ab Mitternacht Ruhe herrscht. (mz)
