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Halles Hürden-Star Cindy RolederHalles Hürden-Star Cindy Roleder: Nach WM-Bronze folgt nun die Hochzeit

Halle (Saale) - Es ist Montagmittag und Cindy Roleder lümmelt zu Hause auf der Couch. „Ich lasse mal die Seele baumeln“, umschreibt sie ihr süßes Nichtstun, dem sie sich gerade vollauf hingibt. Ohne Gewissensbisse. Denn die Saison ist vorüber. Via Facebook hat die Hürdensprinterin gerade ihren Mitstreitern für die gemeinsame Zeit 2018 gedankt, allen voran „Wolfgang Kühne ...

Von Christoph Karpe 11.09.2018, 06:34
Halles Hürden-Star Cindy Roleder ist nicht ganz zufrieden mit ihrer Saison 2018.
Halles Hürden-Star Cindy Roleder ist nicht ganz zufrieden mit ihrer Saison 2018. imago sportfotodienst

Es ist Montagmittag und Cindy Roleder lümmelt zu Hause auf der Couch. „Ich lasse mal die Seele baumeln“, umschreibt sie ihr süßes Nichtstun, dem sie sich gerade vollauf hingibt. Ohne Gewissensbisse. Denn die Saison ist vorüber. Via Facebook hat die Hürdensprinterin gerade ihren Mitstreitern für die gemeinsame Zeit 2018 gedankt, allen voran „Wolfgang Kühne #bestcoach“.

Aber wie war sie denn nun ihre Saison - im ausgeruhten Rückblick? Cindy Roleder denkt kurz nach und klingt dann nicht vollauf zufrieden. „Ein richtig gutes Rennen, wo alles gepasst hat, so ein Ausreißer nach oben war nicht dabei“, sagt sie.

Was Cindy Roleder an ihrem Lauf zu WM-Bronze kritisiert

Selbst ihr Sturmlauf zur Bronzemedaille bei der EM im August in Berlin war nicht optimal. „Ich bin gut aus dem Startblock gekommen, aber dann drehte der Wind. Damit war das Rennen hinten raus nicht rund“, lässt sie den Höhepunkt noch einmal Revue passieren. Mit dem Wind im Rücken stimmte der Schritt-Abstand nicht mehr, sie touchierte die letzten Hürden - und war dann knapp hinter Pamela Dutkiewicz ins Ziel gestürmt.

In der Halle gab Cindy Roleder 2018 ein glänzendes Comeback: Sie wurde deutsche Meisterin und Fünfte der WM in Birmingham. Bei den nationalen Meisterschaften draußen war sie nach einem Fehlstart disqualifiziert worden. Insgesamt startete sie bei fünf Meetings der Diamond-League-Serie. Ein zweiter Platz in Rabat (Marokko) war dort ihr bestes Resultat. Höhepunkt: die EM in Berlin. Hinter Elwira Herman (Weißrussland) und Pamela Dutkiewcz holte sie in Saisonbestzeit (12,77) Bronze.

„Die Medaille ist cool, keine Frage, aber nach dem lockeren Halbfinal-Sieg hatte ich mir eine bessere Zeit als 12,77 Sekunden ausgerechnet. Bronze ist trotzdem super“, sagt sie auch eingedenk der Tatsache, dass sie 2017 ein halbes Jahr wegen ihres entzündeten Ischiasnervs hatte aussetzen müssen.

Dass sie in Berlin - und danach auch beim Istaf - gegen die Wattenscheiderin verlor, und überhaupt bei den Duellen der beiden deutschen Hürden-Stars in diesem Jahr nur einmal vorn gelegen hatte, mag Cindy Roleder nicht überbewerten. „Ich achte da nicht drauf, wer wo vorn gelegen hat. Das Duell gegen Pamela ist eines von vielen“, meint sie.

Cindy Roleder: Bei den Top-Meetings nur auf der Warteliste

Und generell: Knackige Duelle mit Top-Läuferinnen aus aller Welt hätte sie gern öfter gehabt. Doch Cindy Roleder bekam ganz spezielle unschöne Nachwirkungen ihrer Verletzung 2017 zu spüren. „Es war echt schwierig, überhaupt zu den großen Meetings, wie die im Rahmen der Diamond League, eingeladen zu werden. Ich dachte, es geht einfacher. Schließlich habe ich ja Medaillen vorzuweisen.“

Vizeweltmeisterin 2015, Europameisterin 2016, Hallen-Europameisterin 2017 - in der Zeit des schnellen Vergessens zählen alte Meriten für Veranstalter jedoch kaum. Bei den Top-Meetings in Doha, Rom und Brüssel fand sie sich nur auf der Warteliste wieder. Man zählte die Athletin vom SV Halle einfach nicht mehr zu den weltbesten ihres Metiers. „Das ist echt krass.“

Zwar wurden bei den ersten zwei der genannten Rennen dann noch Plätze im Achter-Feld frei, aber so kurzfristig, dass Cindy Roleder längst umgeplant hatte - auf weniger lukrative Meetings. So kostete sie das halbe Jahr Verletzung auch in diesem Jahr noch reichlich an Startgeldern und Prämien. Etwa 12.000 Dollar verdiente sie bei den fünf Diamond-League-Starts, die es dann wurden.

Ändert Cindy Roleder nach der Hochzeit ihren Namen?

„Aber unterm Strich fehlten mir Punkte, um beim Finale der Serie dabei sein zu können“, sagt Cindy Roleder. Dort, Ende August in Brüssel, wo es doppelte Prämien gab, wurde sie als Ersatzfrau dann nicht gebraucht. EM-Bronze vermag die leise Enttäuschung nicht zu verdrängen.

Allerdings: Jetzt, in der Zeit des frohen Müßiggangs, winkt Cindy Roleder doch noch Gold. Sie wird ihren Freund heiraten. So ist es geplant - aber Genaueres mag die 29-Jährige nicht preis geben. „Das ist Privatsache“, besteht sie auf Geheimhaltung von Ort und Datum. Behält sie ihren Namen? „Wird sich zeigen.“ Nein, sie mag darüber partout nicht reden. Nur soviel ist ihr zu entlocken: „Urlaub machen wir dieses Jahr auf der griechischen Insel Rhodos.“ Auch ein schöner Ort für Flitterwochen.

Über Sportliches zu plaudern, das liegt Cindy Roleder näher. Im November wird sie wieder ins Training einsteigen. Dann ohne das Handicap erst einmal die Defizite nach einer Verletzung ausgleichen zu müssen. „Nächstes Jahr ist wieder WM - und dann habe ich ja noch ein großes Ziel: eine Olympia-Medaille 2020 in Tokio“, blickt sie voraus. Zugleich plagt die Montags-Faulenzerin dann doch das schlechte Gewissen: „Heute Abend wollen mein Freund und ich joggen gehen“, verrät sie. Nur auf der Couch liegen, ist ihr dann doch nichts.

(mz)