Halle Halle: Theater Mandroschke macht ernst
Halle (Saale)/MZ. - Am Anfang war die Eingebung, dann kam der Zufall, nun die Umsetzung, und bald ist Start: Die erste freie Theaterbühne der Stadt wird am 23. Oktober eröffnen - in einer für Kunst eher ungewöhnlichen Gegend, kurz hinter dem Bahnhof. Theater Mandroschke wird sie heißen und damit erinnern an den Künstler Richard Mandroschke, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Burg studierte und heute wohl als "Objektkabarettkünstler" bezeichnet werden würde.
Doch das nur nebenbei. Wichtiger als der Name ist schließlich die Tatsache, dass sich hier drei Schauspieler zusammengetan haben, um ihre eigenen Ideen auf eigene Initiative mit eigenem Geld umzusetzen. "Die Vorstellung hatten wir schon ganz lange. Zum einen wollten wir eine Spielstätte für andere freie Theater und Künstler schaffen, aber auch für uns selber. Wir hatten keine Lust mehr, unsere Ideen mangels Geld oder Ort nicht verwirklichen zu können" - sagt Martin Kreusch, der zusammen mit Jan Felix Frenkel und Alexander Terhorst schon Projekte wie das Theaterprojekt "240warm" oder die Veranstaltungen der "Kulturreederei" entwickelt hat und nun gemeinsam mit ihnen einen Theatersaal einrichtet. Ausbaut. Ausdenkt. Oder umgedreht.
Noch vor vier Wochen gab es nur die Idee für eine freie Spielstätte. Dann kam der Zufall ins Spiel, man besichtigte das Atelierhaus und fand die leerstehende Ex-Kantine der Feinmechanischen Werke: Zwei Tage Bedenkzeit, und dann begann die Arbeit. Bühnen- und Zuschauerraum, Backstage-Raum und Bar mussten hergerichtet werden, insgesamt 220 Quadratmeter. Eine Bühne haben die Drei gebaut und Zuschauerpodeste für 79 Stühle, Scheinwerfer anmontiert, Vorhänge angebracht, eine Wand im zukünftigen Barraum eingezogen. Na, und so weiter und so fort. Viel, sehr viel Arbeit jedenfalls für das Trio - auch wenn Freunde geholfen haben. Die Eröffnung am Dienstag wird definitiv stattfinden, versichern die Schauspieler, auch wenn noch nicht alle Arbeiten erledigt seien. "Liebenswert" aber soll es dann sein. Abgeschlossen sind auch die konzeptionellen Überlegungen noch nicht - man feilt daran. Die Theater "Apron" und "Varomodi" jedenfalls werden im Atelierhaus zu Gast sein - für Dezember sind schon Aufführungen geplant: einmal monatlich der Hahaha-Club mit Comedy. Das Kleinkunstfestival der Kulturreederei - diesmal hauptsächlich mit Veranstaltungen für Kinder - wird im Dezember ebenfalls hier stattfinden.
Wobei, bei aller Großzügigkeit, durchaus auf Qualität geachtet werden soll. Frenkel, Terhorst und Kreusch versichern, dass sie sich keinesfalls als Konkurrenz zu den bestehenden Theatern sehen. Ein zusätzliches Abenteuer sei die selbst gebaute Bühne für sie - befruchtend hoffentlich, mit der Chance für Experimente. Das alte Problem der Finanzen hoffen die Drei über die Veranstaltungseinnahmen klären zu können. "Wir sind keine Unternehmer, wir wollen damit kein Geld verdienen. Hauptsache, wir können die Miet- und Nebenkosten decken".
Auch Jan Felix Frenkel ist sich klar, dass das vielleicht nicht ganz einfach werden wird. "Es wäre schön, wenn die Leute diese unsichtbare Grenze Riebeckplatz überwinden würden. Ich musste das selbst auch, aber es lohnt sich."
Ob genügend Leute diesen Schritt gehen, wird sich zeigen müssen: erstmals bei der Eröffnung der neuen Spielstätte am Dienstag.
Dann ist Sebastian Krämer zu Gast, der kürzlich den Deutschen Kabarettpreis gewann - als Sonderpreis neben dem von Rainald Grebe übrigens. Das Überschreiten der unsichtbaren Demarkationslinie dürfte sich also gleich von Beginn an so richtig lohnen.