Halle stoppt Neonazis Halle stoppt Neonazis: Rechte können nicht durch die Stadt ziehen
Halle - Ein breites Bündnis aus Gegendemonstranten hat am Montag die von Neonazis geplante Demo durch die Stadt verhindert. Die etwa 500 Teilnehmer des rechten Aufzugs steckten wegen Sitzblockaden und der Gegendemonstration am Busbahnhof stundenlang am Hinterausgang des Hauptbahnhofs an der Ernst-Kamieth-Straße fest und zogen um 14 Uhr wieder ab.
Solange sich beide Lager in der Nähe des Busbahnhofs gegenüberstanden, blieb die Situation unter Kontrolle. Die Polizei hatte beide Lager mit voll ausgerüsteten Beamten, Absperrgittern und Hunden getrennt. Mehrere Wasserwerfer standen bereit. An Kreuzungen rund um den Bahnhof hatten linke Demonstranten Sitzblockaden errichtet, damit die Rechten nicht wie geplant in die Silberhöhe ziehen konnten. Als Konsequenz mussten die Neonazis ihre Versammlung an der Ernst-Kamieth-Straße abhalten. Ersatzveranstaltungen in Sachsen-Anhalt hatte die Versammlungsbehörde verboten.
Zu einem Zwischenfall kam es, als der Großteil der rechten Demonstranten schon auf dem Heimweg war und die Situation eigentlich friedlich erschien. Ein Grüppchen Rechter gelangte plötzlich aus dem Bahnhof auf die Straße und prügelte sich mit Gegendemonstranten. Glasflaschen flogen und auch Familien mit Kindern und Reisende gerieten in die aggressive Stimmung im Bereich der Straßenbahnhaltestelle an der Delitzscher Straße. Weil aufgebrachte Gegendemonstranten auf die Rechten zustürmten, flohen diese in den Straßenbahntunnel Richtung Büschdorf und mussten von einer Polizeikette geschützt werden.
Die Gegendemonstranten hatten sich am Montag früh auf die Ankunft der Rechten vorbereitet: Am Vormittag führten drei Demonstrationszüge mit Tausenden Teilnehmern in Richtung Hauptbahnhof. Die meisten davon Bürgerliche, aber auch einige schwarz gekleidete und mit Sonnenbrillen und Mützen Vermummte waren dabei. Auf dem Hallmarkt trafen sich vor allem Familien mit Kindern. Auch in den Straßenbahnen der Havag war der Protest vertreten. Die Stadt hatte unter dem Motto „Bahn frei für Toleranz“ zwischen 13 und 15 Uhr Vereinen und Initiativen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit in Trams vorzustellen. Auf dem Markt fand die alljährliche Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds zum 1. Mai statt.
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) zeigte sich schon am Mittag überzeugt, dass der Protest gegen den Nazi-Aufmarsch Wirkung zeigen würde. „Ich gehe davon aus, dass die sich keinen Schritt bewegen können“, sagte er im Hinblick auf die Rechten. „Wir haben es geschafft, alle Räume zu besetzen“. Am Abend bedankte er sich bei allen Unterstützern.
Ein ähnlich positives Bild zog Hendrik Lange (Linke), Halles Stadtratsvorsitzender. „Es waren alle da von der Stadtgesellschaft. Das Bündnis hat funktioniert, es gab eine breite Beteiligung“, sagte Lange. Das Bündnis gegen Rechts sprach in einer Mitteilung am Nachmittag von einem „Debakel für die Neonaziszene in Halle“.
Die Polizei musste nach eigenen Angaben Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzen, als Personen verschiedener Lager aufeinandertrafen. Neben fünf Polizisten wurden auch mehrere Demonstranten verletzt. Wie viele, sagte die Polizei nicht. (mz)