Halle Halle: Stille in den Brunnen
Halle (Saale)/MZ. - Nach dem Januar-Hochwasser an der Saale klang Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados (SPD) noch energisch: Damals verkündete sie, dass die so genannte Brunnengalerie in Halle-Neustadt, die den Stadtteil vor Überflutung durch steigendes Grundwasser schützt, so schnell wie möglich repariert werden müsse. Heute muss die Verwaltung allerdings einräumen, dass die Sanierung der Anlagen weiter in den Sternen steht. Zur Besorgnis vieler Bewohner und Einsatzkräfte vom Katastrophenschutz: Sie fürchten, dass der bevorstehende Winter erneut ein kräftiges Hochwasser mit sich bringen könnte.
"Die Sanierung der Brunnen halten wir nach wie vor für dringend erforderlich", sagte Ria Steppan vom Presseamt. Allerdings: "Die Finanzierung ist nicht gesichert." Grund sei die desolate Haushaltslage der Stadt, es sei schlicht kein Geld da.
Nachdem auch das Land vor Wochen noch mitgeteilt hatte, kein Geld für die Brunnen-Sanierung bereitzustellen, schlug Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU) am Freitag einen kooperativeren Ton an: Ihm zufolge unterstütze das Land die Stadt jetzt zunächst dabei, ein Sanierungskonzept für die Brunnengalerie zu erarbeiten. Wenn dies vorliege, solle geprüft werden, ob und in welchem Umfang auch für die späteren Arbeiten Landesmittel verwendet werden können. "Wir können die Kommunen mit ihren Problemen nicht allein lassen", sagte Aeikens.
Anfang des Jahres hatte der Saale-Pegel die kritische Sieben-Meter-Marke nur knapp verfehlt. Zeitgleich war es zu einem drastischen Anstieg des Grundwassers in Neustadt gekommen. Die Brunnengalerie war mit den Wassermassen total überfordert. Mehrere Keller waren bereits voll gelaufen. Die Brunnen gelten als baulich verschlissen. Zudem sind die Anlagen zur Stromversorgung der Schächte sowie ein Teil der Pumpen veraltet. Kritiker werfen der Stadt vor, die Anlagen in den vergangenen Jahren vernachlässigt zu haben. Die Kosten für eine Modernisierung des Systems wird vom Rathaus auf 500 000 Euro geschätzt.
Können die dringend erforderlichen Arbeiten also in absehbarer Zeit beginnen? Ein erster kleiner Schritt für einen besseren Hochwasserschutz in Neustadt ist zumindest bereits erfolgt: Das Trafohäuschen, das in Höhe der Eissporthalle auf dem Deich am Gimritzer Damm steht und über das die Pumpen der Brunnengalerie betrieben werden, soll noch in diesem Jahr höher gesetzt werden. Das teilte Corinne Richert von der Stadtwerke-Pressestelle mit. Das Trafohäuschen wäre beim Hochwasser um ein Haar überschwemmt und somit außer Funktion gesetzt worden.
Unterdessen herrscht weiter Unklarheit über einen möglichen Ausbau des Deichs am Gimritzer Damm. Während die Stadt den Wall für dringend sanierungsbedürftig hält, wollte das Land die Anlage zunächst noch einmal gründlich überprüfen. "Diese Prüfung läuft noch", sagte Umweltminister Aeikens.