Halle Halle: Seltener Besuch im Garten
Halle (Saale)/MZ. - Das große Horn hat den seltenen und streng geschützten Tierchen den Namen gegeben: Nashornkäfer. Gleich ein ganzes Dutzend davon haben Jürgen Busse und Werner Misch jetzt im Süden von Halle entdeckt: "Um die Käfer zu schützen, verrate ich aber nicht den Fundort", sagt Busse. Denn der Obst- und Gemüsehändler ist ein Naturfreund, der sich in seiner Freizeit für alles interessiert, was kreucht und fleucht. Doch einen Nashornkäfer hat er noch nie in Halle gesehen - wohl weiß er aber, dass Unterarten der auffälligen Käfer auch in tropischen Ländern leben. Wohl fühlen sich die Insekten überall dort, wo Holz verrottet, und auch in Komposthaufen. "Aber selbst in der Dölauer Heide habe ich noch nie einen Nashornkäfer gesehen", so Busse.
Und eben weil er sich in Sachen Natur auskennt, rief ihn vor kurzem sein Ratskollege Misch an - beide sitzen für die CDU im Stadtrat - und bat ihn um eine Expertise, welche besonderen Krabbler sich da irgendwo in einem Garten im Süden Halles angesiedelt haben. Für Busse war der Fall schnell klar. Er entdeckte, dass es sich sowohl um männliche Nashornkäfer als auch um Käferweibchen handelt, denen das typische Horn fehlt. Und auch einige der zwölf Zentimeter großen Larven entdeckte das Duo noch, so dass irgendwann weitere der seltenen Käfer schlüpfen werden.
Doch das kann dauern, erläutert Carla Schneider, Kustodin der Zoologischen Sammlung der Uni Halle: "Bis zu fünf Jahre Zeit braucht es, damit sich die Larve verpuppt und ein Käfer daraus schlüpft." Da die Entwicklung aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen in diese Zeit eher in Wellenbewegungen verlaufe, gebe es mal mehr und mal weniger Nashornkäfer. "Sie sind sehr selten, aber Exemplare zu finden, ist keine Sensation", so die Zoologin. Auch in der Uni-Sammlung sind Nashornkäfer-Präparate verschiedener Arten zu sehen.
Auch Carla Schneider wurde schon einmal wegen eines Nashornkäfers alarmiert: Vor einigen Jahren, so erzählt sie, bekam sie einen Anruf, weil jemand ein "ganz exotisches Tier" mitten auf dem Marktplatz gefunden hatte. Doch sie konnte schnell Entwarnung geben. Und hat sogar einen Tipp, wo die ungewöhnlichen Tierchen noch in Halle zu finden sein könnten: "Sie leben hier zum Beispiel auf Streuobstwiesen."