Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Zucker duftet nach Rosenblüten
schochwitz/MZ. - Ingrid Straub-Zerfowski und ihr Ehemann, Lord James Welsh, residieren seit drei Jahren auf Schloss Schochwitz. "Und dennoch habe ich längst nicht alles erkundet, was es Spannendes in der Umgebung zu entdecken gibt", sagt sie.
Spannendes entdecken, damit meint die temperamentvolle Frau vor allem Entdeckungen in der Natur. So war sie vor einigen Wochen mit zwei Begleiterinnen im Luppholz unterwegs, um Veilchen zu sammeln. Für etwa ein Pfund Blüten war das Trio zwei Tage lang unterwegs. Stolz stellt die Schlossherrin die Ausbeute auf den Tisch - in einem Glas zum Trocknen aufbewahrt. Bei solchen Ausflügen sei ihr die Idee gekommen, mit Gleichgesinnten einen Workshop zu organisieren, für den sie auch schon einen Namen gefunden hat: "Ich möchte das gern die Wildfrüchte-Wochen nennen", sagt Ingrid Straub-Zerfowski.
Praktisch heißt das, sie wird mit den Teilnehmerinnen Kräuter und Früchte sammeln, um sie dann in kleinen Experimenten nach alten Rezepten zu verarbeiten. "Hier gibt es wilde Birnen, Kirschen, Äpfel, Holunder, aber auch viele Kräuter, die zum Teil schon in Vergessenheit geraten sind", stellt sie ihr junges Projekt vor.
Anliegen sei es, "das, was die Natur uns schenkt, zu nutzen". So ganz privat hat das Ingrid Straub-Zerfowski immer schon mal praktiziert. Sie stellt Holundersaft und -gelee auf den Tisch, getrocknete Zitronenmelisse, Brennnessel- und Himbeerblätter, Rosenzucker und -sirup. So habe sie angefangen, Naturprodukte herzustellen, von denen einige auch bei Erkältungen, Halsschmerzen, leichten Verbrennungen, Insektenstichen oder als Tee zur Entspannung ihre Wirkung tun, wie sie sagt.
Im Internet und in einem kleinen alten Büchlein, das sie irgendwann mal auf einem Flohmarkt erwarb, habe sie Rezepte der berühmten Mittelalter-Äbtissin Hildegard von Bingen entdeckt. "Meine Neugier hat mich getrieben", sagt die blonde Frau und lacht. "Getrieben, sogleich einiges auszuprobieren. Und das wollen wir nun auch bei den Wildfrüchte-Wochen so machen." Die Workshop-Teilnehmerinnen könnten natürlich auch ihre eigenen Rezepturen vorstellen, das dürfte den Reiz der Sache noch verstärken, ist sich die Schlossherrin sicher. "Wir fangen so um den 8. August herum an, wenn der Holunder soweit ist", fügt sie hinzu. Der Workshop soll bis Ende September dauern, wenn alle wilden Früchte und Kräuter gepflückt sind.
Auch wenn es bis zur Ernte der Wildfrüchte noch ein Weilchen dauert, ruhig ist es deshalb im Schloss nicht. Es gibt immer eine Menge zu tun, Derzeit sind junge Leute aus China, Taiwan, Ungarn, Deutschland und den USA als Praktikanten hier. Sie helfen auf unterschiedliche Weise - einer kümmert sich um die Internetseite, andere ums Grün in den Schlossmauern und wieder andere fassen bei kleinen Reparaturen in den Gebäuden zu, die der Schlossherr Lord James stets selbst ausführt. Vielleicht geht ja der eine oder andere Praktikant auch mit auf Wildfruchternte.
Interessenten an dem Projekt Wildfrüchte können sich unter Telefon 034609/2 34 38 melden.