Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Zeigt her eure Hufe
friedrichsschwerz/MZ. - Marco Schenkel ist Hufbeschlagschmied, wahrscheinlich der einzige seiner Zunft, der im Saalekreis das Gewerbe angemeldet hat. Der 27-jährige hat auf Gut Krosigk Landwirt gelernt und dann umgesattelt. Im wahrsten Sinne des Wortes: "Die Liebe zu den Pferden war Schuld", sagt er. Mit seiner Freundin hat Schenkel in Friedrichsschwerz ein Haus mit viel Nebengelass gekauft. "Wir bauen um. Freunde helfen mir dabei", sagt er. Und das Grundstück sei genau das, wovon er immer geträumt hat. "Hier werde ich auch eine richtige Schmiede einrichten. Hier soll dann auch das Schmiedefeuer lodern", meint er vorausschauend.
Was heißt hier richtiges Schmiedefeuer? Schenkel erklärt: "Ich habe jetzt eine fahrbare Schmiede. Alles was ich brauche, habe ich an Bord meines Kleintransporters." Marco Schenkel schiebt die Türe auf und sichtbar wird - eine fahrbare Schmiede. Ein loderndes Feuer freilich ist nicht zu erwarten. Stattdessen zeigt der Schmied auf einen kleinen eisernen Ofen. "Ich heize mit Gas", sagt er. In wenigen Minuten ist das Hufeisen rotglühend. Und wo ist der Amboss? Schenkel hat alles in seiner fahrbaren Werkstatt. Hämmer verschiedener Größen, Zangen, Hufmesser und allerlei andere Werkzeuge sind in Regale eingepasst, damit während der Fahrt nichts durcheinander gerät. Das trifft auch auf die Hufeisen zu, die beileibe nicht alle aus Eisen sind. Und das wird es kompliziert. "Ich hatte das Glück mit André Portius aus Belleben einen Lehrmeister zu haben, der mir vieles beigebracht hat, was ich heute in meiner mobilen Schmiede gut gebrauchen kann", sagt Schenkel. Das trifft auch auf die Ausbildung in der Chirurgischen Tierklinik Leipzig zu. Hufschmiede beschlagen nicht einfach, sie müssen auch bis zu einem gewissen Grad orthopädisch-therapeutisch arbeiten. Dazu gehört die Pflege und Behandlung der Hufe, die Unterstützung bei Verletzungen und der Zuschnitt jedes einzelnen Beschlages auf den jeweiligen Huf. Rennpferde zum Beispiele erhalten Beschläge aus Aluminium. Es gibt aber auch leichte Kunststoffbeschläge und schließlich die traditionellen Hufeisen. Über Art und Formen der Beschläge entscheidet der Schmied "am Pferd". Und dann setzt seine Kunst ein, die Kunst des Handwerkers.
Schenkel kann sich keinen besseren Beruf vorstellen. Trotz des Wermutstropfens, immer auf Achse zu sein, auch an den Wochenenden, wenn Reitturniere stattfinden. Dann ist er vor Ort - für den Notfall. Er hat Kunden im Saalekreis, in Halle, bei Leipzig und Sangerhausen, in Köthen und anderswo. Es hat sich in Kennerkreisen herumgesprochen - der junge Mann aus Friedrichsschwerz hat noch jedem Pferd die richtigen "Schuhe " angepasst. Und wann es zwei Paar Neue braucht, entscheidet der Hufschmied. "Man bekommt mit der Zeit einen Blick dafür, ob Korrekturen nötig sind oder ein ganz neuer Beschlag", so Marco Schenkel. Bei einem Sportpferd zum Beispiel sind es in der Regel sechs bis acht Wochen. Angst vor den großen Tieren kennt der Schmied nicht. "Wenn ich ruhig bin, ist es das Pferd auch", meint er.
Der Handwerker, der in Halle geboren ist, hat nicht viel Zeit für Hobbys. Der Hausausbau nimmt die meiste Freizeit in Anspruch. Und schließlich soll ja auch das Schmiedefeuer in der Werkstatt bald lodern. Dann will Marco Schenkel Schulklassen einladen und sein Handwerk vorstellen. Bis das soweit ist, so lange muss das Angelzeug im Schuppen bleiben.