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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Thälmann kommt zurück

Von RALF BÖHME 03.01.2011, 17:30

NIEMBERG/MZ. - Ein Denkmal, das über fünf Jahre in der Versenkung verschwunden war, soll jetzt in Niemberg wieder aufgestellt werden. Die große Büste des Arbeiterführers Ernst Thälmann kehrt, wenn alles klappt, im neuen Jahr in den Ortsteil Eismannsdorf zurück. Das sieht ein Beschluss des Ortschaftsrates vor, sagte Bürgermeister Christian Kupski (parteilos). Thälmann, dem seine Genossen den Spitznamen "Teddy verpassten, war lange Chef der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Das Eismannsdorfer Thälmann-Denkmal wurde Kupski zufolge nicht aus politischen Gründen abgebaut. Vielmehr bestand im Jahr 2005 die Möglichkeit, den Dorfplatz mit Hilfe von Fördermitteln neu zu gestalten. Für das Denkmal sei damals allerdings kein Platz übrig geblieben. Statt dessen hatte man sich für den Bau einer Bus-Wendeschleife ausgesprochen. Der Ortsbürgermeister: "Das Denkmal wurde deshalb sorgsam abgebaut und eingelagert."

Nun haben sich die Mitglieder des Ortschaftsrates für einen neuen Standort entschieden, der sich in Sichtweite des Dorfplatzes befindet. Ein Kriterium sei gewesen, dass dieser Flecken von Überschwemmungen möglichst verschont bleibt. Diesen Platz habe man nach den Worten von Kupski auf einer kleinen Anhöhe in der Schwerzer Straße gefunden. Dort soll das Denkmal auf einem stabilen Beton-Fundament verankert werden.

Bei dem Denkmal handelt es sich um eine frühe Arbeit des später sehr bekannten halleschen Künstlers Gustav Weidanz. Fachleute wie der Restaurator Andreas Gawlik können in der Gestaltung eine ausgeprägte handwerkliche Meisterschaft erkennen. Darüber hinaus besitzt die Bronze-Büste einen nicht unerheblichen Materialwert. Diebe hatten laut Kupski sogar versucht, das eingemottete, tonnenschwere Denkmal zu stehlen - erfolglos, weil sie vermutlich zwar mit Lkw, aber ohne Gabelstapler angerückt waren.

Mit der Büste verbinden sich im nördlichen Saalekreis viele Erinnerungen. Aufgestellt wurde sie Anfang der 1950er Jahre als erste große Erinnerungsstätte für den von den Nazis umgebrachten KPD-Vorsitzenden. Initiator war der damalige Meisterbauer Fritz Schüler, einst Mitbegründer der Landwirtschaftsgenossenschaft "Morgenröte".

Bislang gibt es kaum Reaktionen auf die Ankündigung, das Denkmal wieder aufzustellen. Verschiedenen Stimmen aus Parteien und Verbänden im Saalekreis ist gemeinsam, dass es sich dabei um eine Sache handle, die die Niemberger für sich selbst entscheiden müssten. Selbst der Künstler Christian G. Ebert aus Teutschenthal, der sich seit vielen Jahren im Bund der stalinistisch Verfolgten engagiert, sieht in der Aufstellung des Denkmals keinen Skandal. Thälmann sei in seiner Zeit ein Symbol gegen den Krieg gewesen. Trotz seiner umstrittenen Weltanschauung könne man ihn deshalb nicht auf eine Stufe mit Lenin stellen, der für Ebert als der wirkliche Wegbereiter der stalinistischen Diktatur untragbar ist. Allerdings sei Eberts Vorstoß für eine Umbenennung der Leninstraße in seinem Heimatort Teutschenthal gescheitert.

Niemberg gehört seit einiger Zeit zur Stadt Landsberg. Ob sich der Stadtrat mit dem Thälmann-Denkmal befasst, ist aber ungewiss. Die Verwaltung verweist auf den Beitrittsvertrag, laut dem der Ortschaftsrat sich eigenständig um die Pflege des Ortsbildes und der kulturellen Traditionen kümmert.