Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Teurer Panik-Strauß
PEISSEN/MZ. - Wird die Flucht des Straußenvogels, der auf der B 100 in Peißen für einen dramatischen Zwischenfall sorgte, schlimme Folgen für die Züchterin haben? Auf Sabine Scholz, die Besitzerin des erschossenen 120-Kilogramm-Tieres, können unter Umständen massive Geldforderungen zukommen. Dabei geht es um die Kosten des Großeinsatzes von Polizei und Feuerwehr, möglicherweise mehrere tausend Euro. Nur dem entschlossenen Handeln der Einsatzkräfte und günstigen Umständen ist es zu danken, dass am vergangenen Freitag alles glimpflich abgegangen ist.
In ersten Stellungnahmen hieß es von den Einsatzkräften, dass die Straußenzüchterin nur dann eine Rechnung erhalten werde, wenn vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln erkennbar sei. Uwe Sperling, der Chef der Feuerwehr in Landsberg, glaubt: "Aus unserer Sicht ist der Einsatz kostenlos." Ursprüngliches Ziel sei die Tierrettung gewesen. Und das ist eine gesetzliche Aufgabe der Feuerwehr.
Die Züchterin müsse also nicht, so Sperling, mit zusätzlichen Belastungen rechnen. Ähnliche Überlegungen stellt auch die Saalekreis-Polizei an. Doch sie will es erst ganz genau wissen.
Grundsätzlich bleibe Einsatz nur dann ohne finanzielle Folgen für Scholz, wenn kein Fehlverhalten erkennbar sei. Polizeisprecher Jürgen Müller will sich nicht endgültig festlegen. "Der Fall und die Umstände werden noch einmal geprüft."
Unklarheiten gibt es tatsächlich etliche, manche schlüssige Antworten fehlt (noch). Viel hängt beispielsweise davon ab, ob man die Flucht des 500 Euro teuren Straußenvogels rekonstruieren kann? Sabine Scholz wiederholt auf Anfrage, dass das Gehege doppelt gesichert ist. Allerdings habe sie nach der Flucht des Vogels feststellen müssen, dass ein Teilstück der Absperrung demoliert ist. Ihre Erklärung: "Der Strauß ist und bleibt ein Wildtier, insofern nicht berechenbar." Erschreckt, in Panik geraten, reagiere der Vogel wie ein Boxer im Superschwergewicht, also sei kaum noch zu bremsen.
Fragen wirft der Standort des Geheges auf. Es ist der alte Sportplatz von Peißen, der sich in einer Senke über eine Fläche von 5 000 Quadratmeter erstreckt. Das Problem: Dieses Gelände liegt nur 50 Meter von der B 100 entfernt." Den Behörden, die dafür die Genehmigung erteilt haben, genügt dieser Abstand offenbar. Das Landratsamt, von der MZ am Montag dazu befragt, hält sich vorerst noch bedeckt.
Züchterin Sabine Scholz hofft, dass notfalls ihre Betriebsversicherung die Kosten des Einsatzes übernimmt. Anderenfalls würde es für den Ein-Frau-Betrieb, der insgesamt 40 Strauße betreut, finanziell sehr eng werden.