Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Rezeptküche ist streng geheim
ZSCHERBEN/MZ. - Das Familienunternehmen Dietzel übersetzt die Ehrung mit: Qualitätsarbeit auch in der dritten Generation.
Geschäftsführer Holger Dietzel (48) geht noch einen Schritt weiter. "Ich habe Fleischer gelernt, meinen Meister gemacht. Zu meiner Ausbildung gehörte auch das Schlachten der Tiere und Schleppen der Schweinehälften. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Die Manufaktur ist meine Welt", sagt er.
Und der Geschäftsmann schaut voller Anerkennung auf das, was sein Großvater, der Gründer des Unternehmens, Arno Dietzel, 1932 begonnen hat. Er baute seine Fleischerei in der halleschen Torstraße auf und wurde rasch stadtbekannt mit seinen Wurstsüppchen. Schon bald danach übernahm der Senior ein Geschäft in der Carl-Ossietzky-Straße 25. Von da an waren die Weichen für die Fleischer-Familie auf Erfolgskurs gestellt. Mit Geschick und immensem Fleiß brachte Arno Dietzel die Firma durch den Krieg und die Zeit nach 1945. Und bis heute steht der Verkaufstresen in der Ossietzky-Straße, werden hier Wurst und Fleisch verkauft. Sohn Lothar führte später das Unternehmen durch die DDR-Zeit mit der bekannten Mangelwirtschaft.
Fleischer und später Fleischermeister wurde auch sein Sohn Holger Dietzel. Er spricht voll Hochachtung von seinem Vater, der bis heute der Manufaktur die Treue hält. "Er kommt jeden Tag und schaut nach dem Rechten", sagt Holger Dietzel und findet das vollkommen in Ordnung. Als junger Mann habe er dem Unternehmen des Vaters nicht zur Verfügung gestanden. "Die DDR hat mich ausgebürgert", sagt er. Im Westen konnte er viel Neues lernen und brachte das Know-how nach der Wende mit zurück nach Halle. Gemeinsam mit seiner Schwester Constanze Dietzel-Malorny und den Ehepartnern leitet er heute ein Unternehmen, das modern, vielseitig und im Wettbewerb gut aufgestellt ist.
"Ich habe mit 33 Jahren Millionenkredite aufgenommen, um das Werk hier in Zscherben zu bauen." Und Holger Dietzel fügt hinzu: "Man muss eine Menge Mut aufbringen, gesund sein und Glück haben. Das ist Voraussetzung für solch ein Projekt." 1996 stand die neue Manufaktur. Heute haben hier rund 200 Beschäftigte Arbeit, werden 15 Lehrlinge ausgebildet. Jahre später kaufte Dietzel eine weitere Fleischerei in Klostermansfeld und betreibt mittlerweile zwölf Filialen in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Geschlachtet wird freilich nicht mehr selbst. "Wir wissen, woher die Tiere kommen, wer sie geschlachtet hat. Wir können nachweisen, was in die Wurst kommt und mit welchen Materialien sie verpackt wird", zählt Dietzel auf. Alles, was die Manufaktur verlässt, kann zu seinem Ursprung zurückverfolgt werden. Und das sind immerhin 25 Tonnen Fleisch- und Wurstwaren täglich. Beliefert werden unter anderem Handelsketten, Gastronomie und Großhändler.
100 Wurstsorten werden hergestellt. Und die Manufaktur hat auch Produkterfinder. Was sie in der Probierküche kreieren, ist streng geheim. Und wer in der Manufaktur zu den Verkostern gehört, ist klar im Vorteil, muss aber schweigen - bis zur Vermarktung. "Zwei bis drei Artikel im Quartal entwickeln wir selbst nach überlieferten Familienrezepten und für bewusste Ernährung", so Holger Dietzel.