Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Mehr als ein Haar in der Suppe
Saalekreis/MZ. - Auch das Gaststättengewerbe hat laut Schildhauer deutlich mehr Umsatz gemacht. Also alles in Butter hierzulande? Keineswegs. Viele Gastwirte im Saalekreis sehen ihre Lage kritisch, so schlimm wie in den letzten Wochen und Monaten sei es lange nicht gewesen.
Steht Firmensterben bevor?
Der bekannte Gastwirt Peter Czok prophezeit sogar ein Firmensterben in den kommenden Jahren. Czok ist Chef des Dehoga-Regionalverbandes Halle-Saalkreis und betreibt eine Pension und eine Gaststätte in Kleinkugel. "Derzeit findet eine Marktbereinigung statt", so Czok. Das Geld sitzt bei den Leuten schon lange nicht mehr so locker, zudem finden viele ältere Gastwirte auf dem Land niemanden, der ihre Kneipe oder Pension später übernimmt. Hinzu komme sogenannte "Schwarzgastronomie", die den Gastwirten das Leben schwer mache. So würden beispielsweise die Freiwilligen Feuerwehren in manchen Orten selbst gastronomische Versorgung in ihren neu gebauten oder sanierten Domizilen anbieten - unter Umständen der finanzielle Ruin für den ortsansässigen Wirt. Allerdings: "Wer sich dreht, spezielle Angebote macht, gut vernetzt ist und nicht einen Investitionsstau vor sich herschiebt, ist auch erfolgreich", sagt Czok, der seit mehr als 30 Jahren in der Gastronomie selbstständig ist.
Seine Einschätzung teilt auch Hannelore Wentzel, die im Schloss Teutschenthal eine Pension betreibt. "So schlecht wie in den letzten Monaten war es seit Jahren nicht", sagt sie. Besserung sei aber im Frühjahr in Sicht. Vor allem an den Wochenenden seien Hochzeits- oder Familienfeiern die Rettung für den kleinen Betrieb. "Man braucht einfach ein Alleinstellungsmerkmal, um zu überleben." Nur auf Übernachtungsgäste vor allem unter der Woche zu hoffen, sei viel zu wenig.
Schlechte Bedingungen
Die Industrie- und Handelskammer rechnet trotz eines rückläufigen Trends bei der Zahl der Gastronomie-Betriebe nicht mit einem Firmensterben. Allerdings seien die Rahmenbedingungen für die Branche alles andere als günstig. Hohe Energie- und Lebensmittelkosten machen den Gastwirten Probleme, sagte IHK-Geschäftsführerin Antje Bauer. Zudem sei es sehr schwer, geeignetes Personal für Küche oder Restaurant zu finden. Für Existenzgründer sei die Branche deshalb vor allem wegen sinkender Gewinnmargen nicht attraktiv.
"Sorgen bereitet uns deshalb die Zahl der Neugründungen, die immer noch unter der der Abmeldungen liegt", so Bauer. Laut einer aktuellen IHK-Umfrage wollen aber viele Gastwirte in diesem Jahr sogar investieren. Ein positives Signal? Auf den ersten Blick schon. Allerdings haben viele Wirte seit der Wende kaum etwas in Sachen Renovierung getan - wer so lange gewartet hat, kommt spätestens jetzt nicht mehr drumherum.