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Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Eukalyptus-Bonbons für Sambalinos-Lady

Von HEIDI POHLE 11.02.2011, 18:50

SALZMÜNDE/MZ. - Nach dem Nachmittags-Kaffee macht sich Anton Zimmermann mit dem Moped auf den Weg zum Pferdestall, jeden Tag, bei Wind und Wetter. Wenn Not am Mann ist, auch am Wochenende. Denn gegen 16 Uhr wollen die rund 30 Stuten und Hengste, die der Reit-, Fahr- und Voltigierverein Salzmünde betreut, ihre dritte Mahlzeit haben. Sie scharren schon ungeduldig mit den Hufen, schnauben und stecken ihre Köpfe durch die Gitter der Boxentüren.

Der 78-Jährige lässt sie dann auch nicht lange warten. Er macht sich gleich ans Werk und befördert mit geübtem Schwung Heu und anschließend Kraftfutter in die Boxen von Flicka, Atair, Quantas, Titan, Wega und all den anderen Pferden. Ein paar Worte und Streicheleinheiten hat er dabei für jedes der Rösser übrig. Die meisten gehören Hobby-Reitern, die ihre Pferde im Salzmünder Stall untergebracht haben.

Ein Leben ohne Pferde kann sich Anton Zimmermann nicht mehr vorstellen. Von Kindheit an ist er den Umgang mit ihnen gewohnt. Ostpreußen, wo er herkommt, sei schließlich berühmt für die Pferdezucht. "Schon als Kind bin ich geritten", erzählt Anton Zimmermann, der im Jahr 1947 mit seiner Familie nach Salzmünde kam und zu DDR-Zeiten als Traktorist gearbeitet hat. Natürlich blieb er seinem Hobby treu, er war unter anderem aktiver Spring- und Dressurreiter auf regionaler Ebene.

Mit Beginn seines Rentnerlebens hat er sich dann im Reit- und Fahrverein nützlich gemacht. "Ohne ihn wüssten wir gar nicht mehr, wie wir die Arbeit bewältigen sollten", sagt Vereins-Chefin Anke Vetter. Anton Zimmermann sei der gute Geist des Reitvereins. So übernimmt er nicht nur die Abend-Fütterung der Pferde, sondern repariert auch die Reit-Ausrüstung. Pferde beschlägt er zwar nicht mehr, doch ein defektes Zaumzeug wird unter seinen geschickten Händen schnell wieder brauchbar. Unzählige Male hat er zudem schon den Sandboden der Reithalle geglättet, den Pferden auf der Koppel Wasser gegeben oder aber den Stallboden gefegt. Er weiß, wo Hilfe gebraucht wird, sagt die Chefin.

Wer dem rüstigen Mann zusieht, merkt schnell, wie viel Freude ihm die Arbeit im Stall und an der frischen Luft macht. Zumal sein eigenes Pferd, die Schimmel-Stute Sambalinos-Lady, ebenfalls im Stall steht. Wenn er schon nicht mehr selbst reite, so züchte er doch noch, erzählt Anton Zimmermann nicht ohne Stolz und holt aus seiner Jackentasche einen Eukalyptus-Bonbon. Diese Leckerei mag die Stute, die in etwa vier Wochen zum ersten Mal Nachwuchs erwartet, sehr. "Mir würde etwas fehlen, wenn ich nur zu Hause säße", sagt Zimmermann. Seine Frau akzeptiere sein Engagement, auch das im Elferrat des örtlichen Karnevalvereins. "Wer rastet, der rostet", sei seine Devise, und das wolle er in den nächsten Jahren auf gar keinen Fall, sagt Zimmermann und schmunzelt.