Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Dringend gesucht: Wohnung in Halle
Halle (Saale)/MZ. - Nach zahllosen Wohnungsbesichtigungen hat Leon Wellershoff geschafft, wovon viele neue Studenten in Halle noch träumen: Er hat eine Bleibe gefunden. Aus der Nähe von Mainz kommt der 19-Jährige, der sich kurzfristig entschieden hatte, in der Saalestadt zu studieren und seitdem händeringend eine Wohnung suchte. "Manchmal bin ich mit zwanzig Leuten in Vierergruppen durch eine Wohnung geschoben worden", berichtet er.
Er gehört zu den 4 000 neuen Studenten der Martin-Luther-Universität, die derzeit auf den halleschen Wohnungsmarkt drängen. Der Erstsemesterrekord ist unter anderem eine Folge der doppelten Abiturjahrgänge und der Abschaffung der Wehrpflicht.
Auch Leon Wellershoff musste keinen Wehrdienst mehr leisten und fängt deswegen wie viele andere ein Jahr früher an zu studieren. Beim Studentenwerk hat sich der junge Mann gar nicht erst gemeldet. "Die hätten nichts mehr gehabt." Momentan wohnt er in Halle noch bei Bekannten seiner Eltern. Vielen Neulingen ergeht es schlechter. Einige übernachteten sogar kurzfristig auf dem Bahnhof.
"Unsere Wohnheime sind voll", bestätigt Thomas Faust, der Pressesprecher des Studentenwerks. Zum Start dieses Wintersemesters habe es deutlich mehr Bewerber für Wohnheimplätze gegeben als im vergangenen Jahr, so Faust. Auf 641 verfügbare Plätze in den Wohnanlagen Hoher Weg, Weinberg, Richard-Paulick-Straße, Brandbergweg, Felsenstraße, Netzweg und Landrain kamen nach Angaben des Studentenwerks 1 704 Bewerber. 629 Studenten mussten abgewiesen werden, die Übrigen hatten ihren Antrag vorzeitig zurückgezogen. Die Studenten, die leer ausgingen, seien an hallesche Wohnungsgesellschaften weiter vermittelt worden, sagt der Pressesprecher.
So zum Beispiel an die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG). Auch dort gab es mehr Anfragen von Studenten als sonst. "Wir hatten einen regelrechten Ansturm und haben ihn noch immer", sagt Annett Patzschke von der HWG. "Jeden Tag werden bei uns Mietverträge geschrieben", so Patzschke. "Viele Studenten nehmen, was sie bekommen und einigermaßen passt." Dennoch seien im gesamten Stadtgebiet vereinzelt noch Wohnungen frei - von der Ein- bis zur Fünfraumwohnung.
Auch bei der Wohnungsgesellschaft (GWG) Halle-Neustadt stehen in letzter Zeit die Telefone nicht still. "Wir haben deutlich mehr Anfragen als im letzten Jahr", sagt Sprecherin Doris Henning. "Unsere studentischen Wohnangebote waren sofort vermietet." Zur Zeit seien alle 407 Apartments und WG-Zimmer in den vier Blockhouse-Wohngebäuden rund um die Kreuzung Magistrale / An der Feuerwache belegt. Darüber hinaus seien 100 "normale" Wohnungen an Studenten vergeben worden.
Jurastudent Leon Wellershoff hatte sich nach einigen erfolglosen Versuchen an einen Makler gewendet. "Auch wenn ich da Courtage bezahlen musste, bestehend aus einer Kaltmiete plus Mehrwertsteuer, sah ich keinen anderen Weg, auf die Schnelle etwas zu finden", so der Erstsemestler.
Er ist nicht der Einzige. Halles Immobilienmakler haben zur Zeit auch alle Hände voll zu tun mit der Wohnungssuche für junge Studierende. Toni Stahr von Radde Immobilien bestätigt, dass sich mehr Studenten melden als sonst. "Jeden Tag rufen 25 bis 30 junge Wohnungssuchende an. Viele sind verzweifelt", berichtet Stahr. Zehn bis 15 Besichtigungen finden pro Tag statt. Die Ein- bis Zweiraumwohnungen seien mittlerweile weg, "wir mussten auch schon Studenten absagen". Am häufigsten seien diese Wohnungsgrößen angefragt worden, größere eher selten. Auch Wellershoff bewarb sich um eine Einraumwohnung. Am Mittwoch hat er endlich einen Anruf von seinem Makler bekommen: Glück gehabt, der Mietvertrag kann unterschrieben werden.