Halle/Saalekreis Halle/Saalekreis: Der Mohn ist aufgegangen
Halle (Saale)/LANDSBERG/MZ. - Viele Felder rund um Halle sind derzeit in knalliges Rot getaucht: Der Klatschmohn gedeiht vielerorts zwischen Weizen und Gerste prächtig. Für die Perser galt die rote Blume sogar als das Symbol der Liebe, und auch heute noch ist der Klatschmohn ein herrlicher Farbtupfer in der Landschaft. Die Blume mit dem lateinischen Namen Papaver rhoeas ist aber bei Landwirten überhaupt nicht gern gesehen - ihre Ausbreitung ist ein sicheres Zeichen für erhebliche Ernteausfälle - vor allem bei Getreide.
Der Grund ist die Trockenheit der vergangenen Monate. "Auf meinen Feldern wächst in diesem Jahr dreimal mehr Mohn als sonst", sagt Landwirt Georg Scheuerle aus Landsberg. "Natürlich ist der rote Mohn ein schöner Anblick, aber er ist nicht gut für uns." Seine Begründung: Die Pflanze nimmt dem Weizen wichtige Nährstoffe und vor allem auch Wasser weg. Das bedeutet für viele Bauern unterm Strich wirtschaftlichen Schaden. Wie hoch der genau sein wird, kann Bauer Scheuerle noch nicht sagen. "Durch die Trockenheit bekommen wir dieses Jahr höchstens eine durchschnittliche Ernte." Wie schlimm es ist, sehe man aber erst Mitte August.
Eins ist aber klar: Dort, wo jetzt bereits der Mohn im Feld steht, kann das Getreide schlechter wachsen. Durch seine Widerstandskraft, den relativ geringen Ansprüchen und seine tiefen Wurzeln gedeiht er bei der Trockenheit auch da gut, wo es Raps oder Weizen schwer haben. Wenn es dann aber regnet, nimmt der Mohn den angebauten Pflanzen das Wasser weg.
Während früher der Mohn die Bauern weniger störte, ist er in der modernen Landwirtschaft gar nicht mehr erwünscht. "Mit Pflanzenschutzmitteln kann man dem Mohn den Garaus machen", sagt Karin Förster vom Agrarinstitut der Martin-Luther-Universität Halle. Wo jedoch nicht gesprüht wird, kann der Mohn sich gut ausbreiten. Alfons-Josef Wolff, Landwirt in Hohenthurm, meint, dass richtige Bodenbearbeitung schon viel gegen den Mohn helfen kann: "Ich habe meine Felder im letzten Herbst gepflügt." Der Raps sei deshalb gut gewachsen, der Mohn habe keine Chance. Die Pflanzenschutzmittel gegen den Mohn seien aber sehr teuer, so Wolff, da lohne sich das Pflügen.
Christian Apprecht vom Landesbauernverband meint jedoch, jeder Landwirt müsse selbst entscheiden, wann durch den Mohn wirtschaftlicher Schaden entstehe und dann eventuell auch auf die chemische Keule zurückgreifen.