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Wohnungen und Spielplatz Halle (Saale) will seine Friedhöfe neu nutzen

Von Silvia Zöller 04.04.2017, 05:00
Eine Besucherin auf dem Friedhof. (Symbolbild)
Eine Besucherin auf dem Friedhof. (Symbolbild) dpa-Zentralbild

Halle (Saale) - Auch wenn bis 2030 ein leichter Anstieg der Sterbefälle zu erwarten ist, hat Halle zu viele Friedhofsflächen. Der Grund: Urnenbestattungen nehmen zu. Deswegen sollen nach einem Entwurf der Stadtverwaltung die zwei kleinsten Friedhöfe in Seeben und Giebichenstein bis zum Jahr 2034 geschlossen werden. Auf anderen Friedhöfen sollen zumindest Teilflächen stillgelegt werden, wo Neues entstehen soll.

Denn langfristig, so die Erhebungen, würden nur 37 Prozent der vorhandenen Fläche in den kommenden Jahren für Bestattungen benötigt.

Auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) könnten Wohnungen entstehen - auf dem Friedhof in Seeben ein Spielplatz

So könnten auf der Reservefläche des Gertraudenfriedhofs im Norden des Areals künftig sogar Neubauten entstehen: „Die noch nie für Bestattungen genutzte Flächen, die als Betriebshof, Erholungsgartenfläche und Landwirtschaftsfläche genutzt werden, bieten Potenzial für eine Wohnungsbebauung“, heißt es in dem Friedhofsentwicklungskonzept der Stadtverwaltung. Beschlossen ist jedoch noch nichts, Ausschüsse und Stadtrat werden in den kommenden Monaten beraten.

Weiter wird in dem Konzept vorgeschlagen, den Südteil des Friedhofs Seeben in einen Spielplatz umzuwandeln. Denn dort gibt es pro Jahr im Schnitt nur noch sieben Bestattungen, im Südteil gibt es jedoch keine Rechte mehr auf die Nutzung der Gräber. Laut Stadtverwaltung werde in dem Stadtteil jedoch ein Spielplatz benötigt.

Auch die Idee eines Friedwaldes in Halle (Saale) ist wieder im Gespräch

Aber auch alle anderen Friedhöfe haben mehr Grabflächen als voraussichtlich in den kommenden Jahren benötigt werden. Deshalb soll an den Randbereichen der Gottesäcker Waldflächen entstehen, die zum Teil auch als Bestattungshain und Baumgrabfeld genutzt werden können - so unter anderem auf dem Gertraudenfriedhof, dem Südfriedhof, dem Nordfriedhof um dem Friedhof Neustadt.

Auch die Idee eines Friedwaldes, die bereits schon vor Jahren im Stadtrat diskutiert wurde, soll nun wieder aufgegriffen werden: Im Rahmen eines Interessenbekundungsverfahrens will die Stadtverwaltung nun prüfen, ob Teile der Dölauer Heide für einen privaten Anbieter zu diesem Zweck genutzt werden können.

Nach der Analyse der Stadtverwaltung besteht aber auch ein bedarf an pflegeleichten Gräbern, da viele Nachkommen der Verstorbenen einfach keine Zeit mehr für das Bepflanzen, Gießen und andere Arbeiten am Grab haben. Deswegen sollen künftig Gräber mit einem verkürzten Beet und auch Rasengräber angeboten werden.

Beim Stadtgottesacker in Halle (Saale) bleibt alles beim Alten

Eine weitere neue Idee: Gemeinschaftsanlagen, auf denen sowohl Särge als auch Urnen beigesetzt werden können, keine Verpflichtung zur Pflege besteht - aber die Möglichkeit, Blumen abzulegen.

Auf dem Stadtgottesacker, der komplett unter Denkmalschutz steht, soll dagegen alles beim Alten bleiben. Die gesamte Fläche bleibt Friedhof. Geplant ist jedoch, in fünf weiteren Grabbögen Urnenfelder einzurichten. Denn selbst da, wo freie Grabstätten bestehen, sind die Bestimmungen hier besonders streng - Beisetzungen im Sarg sind nicht gestattet. In die bestehenden Gräber dürfen nur noch Urnen beigesetzt werden.

Teilweise stehen sogar ganze Gräber unter Denkmalschutz, so dass dort überhaupt keine weiteren Toten bestattet werden dürfen. Deswegen gab es in den Vorjahren auch hier sehr wenig Beerdigungen, nur durchschnittlich 41. Der Friedhof mit den meisten Bestattungen in Halle ist der Südfriedhof mit über 900, gefolgt vom Gertraudenfriedhof mit rund 560 Beisetzungen im Jahr. (mz)