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Protest gegen Straßenbahn Halle (Saale): Investor will Anbindung von Heide-Süd verhindern

Von Dirk Skrzypczak 23.03.2017, 12:30
Blick vom Grünen Dreieck auf Heide-Süd. Dort, wo in Ost-West-Richtung der Weg verläuft, soll laut Plänen die Straßenbahn fahren.
Blick vom Grünen Dreieck auf Heide-Süd. Dort, wo in Ost-West-Richtung der Weg verläuft, soll laut Plänen die Straßenbahn fahren. Günter Bauer

Halle (Saale) - Am Grünen Dreieck in Heide-Süd ist vom Lärm der Großstadt nichts zu hören. Der Stadtteil, in dem etwa 4.800 Menschen leben und Wissenschaftseinrichtungen arbeiten, ist eine Oase. Doch was wird aus der Idylle?

Die Stadtwerke prüfen ein Großprojekt und wollen Heide-Süd an das Straßenbahnnetz anschließen. Laut Planung ist von einem 1,5 Kilometer langen Doppelgleis von der Heideallee über die Theodor-Lieser-Straße, direkt vorbei am Grünen Dreieck, bis in die Scharnhorststraße die Rede.

Bau-Investor fürchtet um Wohnqualität in Heide-Süd: „Ich werde dagegen durch alle Instanzen klagen.“

Doch gegen das Vorhaben regt sich Widerstand. „Als Investor bin ich entsetzt. Das wäre ein Schildbürgerstreich“, sagt Heiner Schneider, Geschäftsführer der Firma Atelier-Bau, und kündigt bereits an: „Ich werde dagegen durch alle Instanzen klagen.“

Schneider zufolge hat sein Unternehmen in Heide-Süd über 50 Millionen Euro in den Bau von Mehrfamilienhäusern investiert. Sollte die Tram kommen, fürchtet Schneider einen dramatischen Wertverlust der Grundstückspreise, die seinen Worten nach derzeit bei 200 Euro pro Quadratmeter liegen.

„Außerdem würden die Mieten um bis zu 30 Prozent einbrechen. Wer hat denn schon gern die Straßenbahn vor seinem Haus?“ Schneider sorgt sich zudem um die Wohnqualität, wie er sagt.

Bau-Investor: Straßenbahn würde Idylle in Heide-Süd stören

„In Heide-Süd gibt es keinen Leerstand. Die Leute ziehen hierher, ins Grüne, weil sie Ruhe suchen.“ Einen Nutzen für den Nahverkehr sieht er nicht. Aktuell wird der Stadtteil von den Buslinien 37 und 38 bedient, die acht Haltestellen anfahren - was kurze Wege für die Anwohner bedeutet.

Laut dem Konzept der Stadtwerke würde die Straßenbahn im Wohngebiet aber nur dreimal halten. „Das alleine verdeutlicht doch den ganzen Irrsinn. Je nachdem, wo die Leute wohnen, müssten sie bis zu 500 Meter laufen, um zu einer Haltestelle zu kommen. Für alte Menschen ist das eine Zumutung“, kritisiert der Geschäftsführer.

Anschluss von Heide-Süd: Stadtwerke in Halle (Saale) sprechen vorerst nur von einer Idee

Die Stadtwerke wiederum sprechen vorerst nur von einer Idee, wie die Wirtschaftlichkeit des gesamten Angebots im Nahverkehr verbessert werden könnte. „Wir starten eine Machbarkeitsstudie, in die alle Träger öffentlicher Belange einbezogen werden“, sagt Unternehmenssprecherin Iris Rudolph. Für Detailfragen sei es noch zu früh.

Auf der Beigeordnetenkonferenz hatte Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Krause freilich einige strategische Ziele sowie Zahlen präsentiert. Zugunsten der Straßenbahn müssten die beiden Buslinien eingestellt werden, was Einsparungen von rund 580.000 Euro pro Jahr bedeuten würde.

Anschluss von Heide-Süd ans Straßenbahnnetz von Halle (Saale): Realisierung nicht vor 2020

Laut Krause fahren die Busse der beiden Linien in Heide-Süd 870 Kilometer am Tag. Ohne diese Touren könne man den Kohlenstoffdioxid-Ausstoß im Jahr um rund 275 Tonnen verringern. Für den Bau der Straßenbahn-Infrastruktur hoffen die Stadtwerke auf eine Förderung der Kosten von 90 Prozent. Vor 2020, das stellte Krause klar, sei mit einer Realisierung allerdings nicht zu rechnen.

Investor Heiner Schneider beruhigt das nicht, zumal er die Auswirkungen der Planungen bereits zu spüren bekommt. So hat die Stadt den Bebauungsplan für Flächen an der Scharnhorststraße auf Eis gelegt. Auch Schneider wollte dort noch Häuser bauen. „Wir warten das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ab“, sagte Halles Beigeordneter Uwe Stäglin in der Beigeordnetenkonferenz.

Kommentar Schneider: „Wäre es der 1. April, hätte ich es für einen Scherz gehalten.“ (mz)

Investor Heiner Schneider
Investor Heiner Schneider
Dirk Skrzypczak