Halle Halle: Retter aus dem Rheinland
Halle (Saale)/MZ. - "Da standen so viele Leute am Ufer, auf der Seite mit dem Bootsverleih. Ein Rettungswagen war auch schon da", beschreibt der junge Mann das Bild an der Flussbiegung. Manche hätten geschrien: "Komm ans Ufer!" Andere standen nur fassungslos an einer Treppe, die dort ins Wasser führt. "Ich sah einen Körper in der Saale treiben. Es war eine Frau. Sie machte keine Schwimmbewegungen", erzählte Poorten.
Gezögert habe er nicht lange, sondern rasch seine Sachen und die Schuhe ausgezogen, die rote Umhängetasche abgelegt. Dann sei ins Wasser gestiegen. "Gefühlte zwölf Grad", meinte er. Zu der im Wasser treibenden Frau zu kommen, sei nicht schwer gewesen, aber die Strömung hatte sie bereits in Richtung anderes Ufer gedrückt, so dass Florian Poorten sehr weit schwimmen musste, ehe er die Frau zu fassen bekam.
Für ihn sei die Rettung von Menschen aus dem Wasser etwas, womit er schon zu tun hatte. Er ist Mitglied der Feuerwehr in seinem Heimatort. "Und ein bisschen Extremsport-Erfahrung habe ich als Höhlen-Taucher auch." Poortens Aktion bemerkte auch Sven Zeyer vom Bootsverleih am Riveufer. "Die Knie haben mir geschlottert. Mein Herz hat gerast, als ich sah, was passiert war. Ich habe mir ein Boot geschnappt und wollte los", sagte er. Ein Passant, der die Frau beobachtet hatte, sei herbeigeeilt und noch zu ihm ins Boot gesprungen. "Wir sahen dann, dass bei der Frau ein Mann schwimmt, der sie festhielt", so der 40-jährige Zeyer weiter.
Nur wenige Augenblicke später erreichte das Boot die beiden Personen im Wasser. Florian Poorten konnte sich mit einer Hand festhalten. Am Ufer des Amselgrundes fand die Rettungsaktion ein glückliches Ende. Für Poorten aber noch nicht, wie er am Sonntag am Ort erklärte. "Selbst als ich die Frau ans Ufer gezogen habe, hat keiner der Schaulustigen geholfen. Da bin ich ein bisschen laut geworden", sagte der junge Mann.
Wenig später seien auch die Rettungskräfte vor Ort gewesen. Die Frau, die laut Poorten blau gefroren war und offensichtlich viel Wasser geschluckt hatte, wurde in ein Krankenhaus gebracht. Von den Einsatzkräften habe Poorten dann Kleidung, Schuhe und die rote Tasche zurückbekommen. Ins Krankenhaus wollte er aber nicht fahren, so Poorten. Eine warme Decke und das Angebot, nach Hause gebracht zu werden, nahmen Florian Poorten und seine Freundin Johanna Wefers aber gern an. "Mir war nicht gut, ich habe mich auf eine Bank gesetzt und erst gecheckt, was passiert war, als jemand Florians Sachen brachte", sagte sie.
Wie die Polizei am Sonntag auf Anfrage mitteilte, war die 45 Jahre alte Frau am Samstag gegen 16.30 Uhr wahrscheinlich am Amselgrund zwischen Peißnitzinsel und Giebichensteinbrücke ins Wasser gesprungen. Vermutlich in Selbstmordabsicht. Über ihre Identität und ihren Gesundheitszustand ist bisher nichts bekannt gegeben worden.