Halle Halle: Queen im Steintor umjubelt
HALLE/MZ. - Zur berühmten Feuerwerksmusik, 1748 von Händel komponiert, lässt sich der Meister alias Peter Brock gleich selbst mit sprühenden Fontänen feiern. Immerhin hatte sich hoher Besuch im zur Royal Albert Hall gemauserten Steintor-Varieté angesagt: Die Queen ist da!
An ihrer Seite Prinz Philipp - beide winken artig vom Balkon herab auf das Volk der Nachtschwärmer, das nach Bescherung und Festtagsbraten bestgelaunt zur Reise durch die Hits des britischen Commonwealth angetreten ist. Die Begeisterung der Abgeordneten im Oberhaus - soll heißen im zweiten Rang des halleschen Steintors - ist ebenso riesig wie die des "Land-Adels" im ersten. Sogar die gewählten Vertreter des Unterhauses schwenken zur britischen Nationalhymne die am Eingang verteilten Fähnchen mit dem Union Jack. Das Volk muss stehen mangels Stühlen, die von einem unfähigen Anlageberater "verspekulatiert" worden waren.
Ja, die internationale Finanzkrise macht auch um das Weihnachtssingen keinen Bogen: Brock, also Händel, lädt sein Publikum angesichts unseriösen Geschenkpapierhandels, verschwundener Slip-, nein Geldeinlagen und leerer Kassen zum Benefizkonzert für das renovierungsbedürftige Königshaus ein. Begleiten lässt sich Georg Friedrich von der Leibesvisitationsgarde: wie gehabt Matthias Schimetzek an den Drums, Kai Büttner am Bass, Christian Stephan, Gitarre, Steffen Thomas und Thomas Aderhold an den Keyboards. Händel selbst hat, finanziell gesehen, gut lachen: "Ich muss nicht wie mein Kollege Bach die Leipziger Stadtmauer verfugen, um eine Kinderschar zu ernähren."
Voller Esprit und Witz moderiert Brock durch die britische Musikszene. Alles, was Rang und Namen hat, gibt sich an diesem königlichen Abend die Ehre: Von The Cure mit Dominique Schütz über Duffy (Johanna Bradke) bis zu Eric Burdon, genial gecovert von Restaurantchef Rainer Huppenbauer. Und die Beatles singen "Help". Vergeblich zunächst die Versuche, Eric Clapton (Holger Gottwald) auf die Bühne zu holen. Dafür erscheint Amy Winehouse (Emily Siska). Leider blieb sie trocken auf der Bühne - keine Skandale, kein Absturz.
Was im wahren Leben eher erfreulich, könnte dem Weihnachtssingen hingegen etwas die hohe Perfektion nehmen - ohne dass die Professionalität leiden möge. So hört man Jahr für Jahr die eigentlich als Lob zu nehmende Klage: "Die sind einfach zu gut." So mancher wünscht sich ab und zu einen Auftritt, der daneben geht. Vielleicht war ein am Boden liegender Kurt Cobain (Felix Heklau) ein Anfang.