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Halle-Neustadt Halle-Neustadt: Räuberpistole um Hochhausscheibe im Internet

Von Dirk Skrzypczak 06.03.2017, 10:00
Was wird aus den Hochhausscheiben in der Neustadt?
Was wird aus den Hochhausscheiben in der Neustadt? Silvio Kison

Halle (Saale) - Vorhang auf für ein unglaubliches Possenspiel um eine der Hochhaus-Scheiben in Halle-Neustadt. Auf dem Internet-Portal „Immowelt.de“ ist Scheibe E, also der östlichste der fünf Giganten, jetzt zum Kauf angeboten worden. Als Ansprechpartner wurde Wolfgang Skornik von der Firma „German-Buildings Immobilien“ aus Berlin angegeben. Der Preis für die Scheibe: 3,25 Millionen Euro. Doch der Eigentümer des Objektes will davon nichts gewusst haben.

„Wir haben niemanden den Auftrag erteilt, das Gebäude zu verkaufen“, sagte Rainer Groß am Freitag der MZ. Seine Frau Hermine ist Geschäftsführerin der „Neustädter Passage 2 Grundbesitzgesellschaft mbH in Gründung“, die den leerstehenden 18-Geschosser nach eigenen Angaben erworben hatte. „Wir haben nicht vor, zu verkaufen. Vielmehr suchen wir einen Generalunternehmer, der das Gebäude einmal komplett für uns saniert“, erklärte Groß.

Hochhausscheibe in Halle-Neustadt: Kosten für die Sanierung liegen bei über zehn Millionen Euro

Wie Groß jetzt sagte, habe die Immobilien-Firma aus Berlin angeboten, eben jenen Generalunternehmer zu suchen. So sei der Kontakt entstanden. Die Kosten für die Sanierung liegen bei über zehn Millionen Euro, da winkt ein lukratives Geschäft. „Ich habe Herr Skornik aufgefordert, die Anzeige auf dem Portal zu löschen. Sonst befasst sich unser Anwalt mit der Sache“, drohte Groß.

Der Geschäftsmann aus Berlin schießt zurück. „Ich bin seit 30 Jahren bundesweit in der Branche tätig. Und ich weiß, wie eine Vereinbarung aussieht. Offenbar hat Herr Groß Probleme damit, dass sich bislang kein Interessent gemeldet hat.“ Der Preis sei auch viel zu hoch angesetzt. „Vor einigen Jahren stand dieses Hochhaus schon einmal zum Verkauf. Damals sollte es 1,1 Millionen Euro kosten, was niemand zahlen wollte“, so Skornik.

Eigentümer strebt eine Nutzung der Scheibe als Studentenwohnheim vor

Dem Eigentümer strebt eine Nutzung der Scheibe als Studentenwohnheim vor. So wurde es bis Freitagnachmittag im Internet auch angeboten, dann wurde das Inserat entfernt. Skornik räumt dem Vorhaben aber nur geringe Chancen ein. „In Halle gibt es nach unseren Recherchen genügend Alternativen für studentisches Wohnen. So erklärt sich für mich auch, warum bei dem Hochhaus niemand zugreift.“

Die Zukunft der Scheiben in der Neustadt ist ein Politikum. Seit Jahren wird über die Kolosse diskutiert. Unter anderem könnte eine der Immobilien auch als Verwaltungszentrum in Frage kommen. Die hallesche Wirtschaftsprüfergesellschaft Rauschenbach hatte sich im Auftrag der Stadt mit dem Thema beschäftigt. Ihr Fazit: Finanziell würde sich eine Nutzung für Halle rechnen.

Noch arbeiten die Ämter der Verwaltung an 26 Standorten im Stadtgebiet von Halle

Noch arbeiten die Ämter der Verwaltung an 26 Standorten im Stadtgebiet. Ein Sozialrathaus in der Neustadt ist schon länger im Gespräch. Ab 2020 könnten hier 450 Mitarbeiter beschäftigt sein - wenn sich Stadtrat und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) auf ein gemeinsames Projekt einigen. Rauschenbach jedenfalls hat ermittelt, dass die Stadt 41 Millionen Euro in 30 Jahren einsparen könnte, wenn sie in eine der Scheiben einzieht.

Im Januar hatte sich der OB in der MZ positiv zu dieser Variante geäußert. Allerdings will Halle eine Scheibe nicht selbst kaufen, sondern das Objekt von einem Investor anmieten. Dass die Scheiben offenbar zum Ziel von Spekulanten geworden sind, kann Wolfgang Skornik nicht verstehen. „Spekulieren lohnt sich nur, wenn breites Interesse von Investoren an etwas besteht. Bei den Hochhäusern sehe ich das nicht.“ (mz)