Halle-Neustadt Halle-Neustadt: Plasteblock in Zscherbener Straße wird eingemottet

Halle (Saale)/MZ - Vor wenigen Tagen sind die letzten Mieter aus der Zscherbener Straße 12-15 ausgezogen. Nun steht der Zehngeschosser leer. Dabei ist er ein einzigartiges Symbol für Halle-Neustadt. Im Volksmund „Plasteblock“ genannt, war er Experimentierfeld für die Verwendung neuer Materialien im Wohnungsbau. Heute ist er jedoch ein hässliches Gebäude, hat mehrfach den Besitzer gewechselt. Die jetzigen Eigentümer haben ihn ersteigert und wollen ihn sanieren - später einmal. Befürchtungen, er könnte abgerissen werden, treten sie aber entgegen.
„Auf keinen Fall“, sagt Sonja Schneider von der Immobilienfirma Monarchis aus Neu-Ulm. Der gehören noch sechs weitere Häuser in Halle-Neustadt. Man habe den Plasteblock leer gezogen, um ihn sanieren zu können. Priorität hätten aber Häuser in der Richard-Paulick-Straße. Erst wenn die voll vermietet seien, werde der Plasteblock wieder angefasst - „vielleicht schon nächstes Jahr“, so Schneider.
So viel wie möglich Plaste wollte die DDR in diesem Block für den Wohnungsbau erproben. Später sollten die Wohnungen der Chemiearbeiterstadt mit den Produkten aus Schkopau in Serie ausgestattet werden. Doch Fenster aus Glakresit, Lichtkuppeln aus Polyester, Kunststoffplatten und –Schäume zur Wärmedämmung oder Türen aus PVC blieben eine einmalige Mode, ebenso wie das Bad mit Plastewanne und Plastewaschbecken. Einzig die Fassadenverkleidung aus Kunststoff hatte sich zu DDR-Zeiten an Neustädter Balkonen durchgesetzt.
24 Jahre nach der Wende sind im Plasteblock noch wenige Wohnungen mit Originalinventar erhalten. Bei Monarchis liebäugelten sie sogar damit, zum Jubiläum eine Retro-Etage für interessierte Besucher herzurichten. „Das ist schon ein Schatz, den wir da haben“, sagt Schneider. Doch habe es in letzter Zeit Einbrüche und mutwillige Zerstörungen in dem Haus gegeben, so dass man sich entschlossen habe, den Plasteblock komplett zu verschließen. Bis auf Weiteres.
