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Halle Halle: Neue Töne im Riebeck-Stift

Von KATJA PAUSCH 30.11.2009, 19:29

HALLE/MZ. - Doch seit Montag ist die Rühlmann-Orgel in der Kapelle der Paul-Riebeck-Stiftung an der Kantstraße wieder in alter Klangschönheit zu erleben. Montagnachmittag wurde das historische Instrument mit einem Konzert zur Orgelweihe seiner Bestimmung übergeben.

Bevor Tim-Dietrich Meyer mit Werken von Bach, Caspar Simon sowie einer böhmischen Weihnachts-Pastorale und Improvisationen zu dem Lied "Macht hoch die Tür..." eindrucksvoll den Klangumfang des 1897 erbauten Instruments demonstrierte, hatte der Kirchenmusiker in seiner Funktion als Orgelsachverständiger des Kirchenkreises die technische Abnahme vorgenommen.

Zur Weihe am Montag war Meyer wegen eines gebrochenen Fingers des eigentlichen Organisten, Kirchenmusikdirektor Helmut Gleim, eingesprungen - und voll des Lobes für das königliche Instrument. Erbaut wurde es als Opus 191, also als 191. Orgel, vom Zörbiger Orgelbauer Wilhelm Rühlmann Senior. "Die Orgel spielt sich wunderbar, sie passt hervorragend zur Größe des Raumes", schwärmte Meyer am Montag nach dem Spiel an dem Instrument, das mit sechs Registern eher zu den kleineren seiner Art gehört und ganz besonders für romantische Orgelstücke geeignet ist.

Für die umfangreichen Arbeiten an der Orgel zeichnete die Dresdner Orgelbau- und Restaurierungswerkstatt von Rainer Wolter verantwortlich. Knapp drei Wochen haben Meister Wolter und drei Mitarbeiter an der Orgel des Riebeck-Stifts gearbeitet. Die Windrohre aus Blei der pneumatisch arbeitenden Orgel wurden erneuert, das komplette Pfeifenwerk mit den rund 300 Pfeifen ausgebaut und repariert, die Orgel gereinigt und ein neuer Orgelmotor eingesetzt. Die ursprünglich aus Zinn bestehenden Prospektpfeifen - 13 klingende und 28 Stummpfeifen - , im Ersten Weltkrieg durch Zinkpfeifen ersetzt, wurden während der Restaurierungsarbeiten ausgebaut und wieder durch neue Pfeifen aus dem weicheren, besser klingenden Zinn ersetzt. Sämtliche Holzpfeifen wurden außerdem in der Zörbiger Werkstatt aufgearbeitet. Auch das Manual erhielt ein neues Aussehen. "Für die Klaviatur werden traditionell Tierknochen verwendet, und von Schaf und Ziege stammt das Leder von Blasebalg und den vielen kleineren Bälgchen", so Wolter. "Wir arbeiten wie vor 200 Jahren", scherzte der Orgelbaumeister und betonte, es stecke viel historisches Handwerk in solch einem Instrument, das Wolter für seine "charmante Klanglichkeit" lobte.

Erklingen soll es nun nach dem Willen des Initiators der Restaurationsarbeiten, Stiftungsvorstand Andreas Fritschek, wieder öfter. "Wir freuen uns, dass die Kapelle als ein besonderer Raum durch die Orgel noch besser genutzt werden kann", so Fritschek, der die Kosten für die Orgelrestauration auf 15 000 Euro bezifferte.

Konzert zum vierten Advent am

20. Dezember, 17 Uhr