Halle Halle: Neue Blickachse gibt Fassadengesicht frei
Halle (Saale)/MZ. - Manchmal müssen Künstler für ihre Kunst auch Opfer bringen. Und sei es, dass sie ihre Angst bezwingen, um hoch hinaus zu kommen. "Hoch hinaus" meint in diesem Fall genau 18 Meter. Drei Tage lang haben Gunther Schumann, Burgstudent im sechsten Semester, und zwei Mitglieder der Künstlervereinigung Klub 7 - Christian Heinicke und Ingo Albrecht - in eben jener Höhe die Fassade des Hauses Töpferplan 3 mit ihrem überdimensionalen Kunstwerk gestaltet. Und damit einen völlig neuen Blickfang in der durch den Hausabriss am Töpferplan entstandenen Sichtachse geschaffen.
"Ja, etwas Höhenangst war schon dabei", sagt Schumann während der offiziellen Übergabe am Ostersamstag bei einem Gläschen Sekt. Der Berliner, der an der halleschen Kunsthochschule studiert, hatte den Wunsch, "mal eine Wand selbst zu gestalten." Allein hätte er dieses vor einem halben Jahr entstandene Projekt, mit dem er Kunst und Öffentlichkeit verbinden möchte, allerdings nicht stemmen können.
In den Klub-7-Leuten, die in Halle bereits an mehreren Orten wie dem Klub "Charles Bronson" oder auch dem ehemaligen Riff-Club auf der Kulturinsel ihre künstlerische Handschrift hinterlassen haben, fand Schumann begeisterte und vor allem kompetente Partner, ebenso in der Volksbank und der Firma Häßler Lift, die das Projekt unterstützt haben.
Anliegen der 1998 gegründeten Künstlergruppe, die in Berlin und Halle aktiv ist und dank größerer Streetart-Projekte inzwischen internationale Beachtung gefunden hat, ist die künstlerische Gestaltung des öffentlichen Raums. "Halle mit seinen vielen unfertigen und auch Abrisshäusern bietet große Freiräume für uns", so Ingo Albrecht, eines der jetzt nur noch sechs statt der ursprünglich sieben Klub-7-Mitglieder. Es sei spannend, mit den künstlerischen Mitteln von Graffiti und Streetart den öffentlichen Raum zu illustrieren.
Im Falle des Gebäudes Töpferplan 3, früher als "La Bim" und seit zwei Jahren als "Plan 3" bekannt, soll mit der großflächigen Gestaltung der Fassade das Konzept und damit das Innere das Hauses nach außen getragen werden. Der Verein Plan 3 indes, so Vereinschef Christian Schunke, hat mit Veranstaltungen und Live-Konzerten unter anderem mit Radio Corax schon viel erreicht, aber noch mehr vor. "Wir wollen uns weiter als soziokulturelles Zentrum im Charlottenviertel etablieren", sagt Schunke.