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Halle Halle: Nasse Keller auf dem Petersberg

Von RALF BÖHME 03.02.2011, 18:12

PETERSBERG/MZ. - Betroffen sind nicht nur die Dörfer in den Niederungen und auf dem flachen Land. Auch in höher gelegenen Siedlungen wie auf dem Petersberg oder in Dößel, wo jüngst sogar ein Teich überlief, drückt das Wasser durch die Fundamente und die Wände. Nicht nur viele Bürger, auch die Gemeinden rufen nach Hilfe.

"Inzwischen steht das Wasser in mindestens jedem zweiten Haus", sagt der Bürgermeister der Einheitsgemeinde Petersberg, Ulli Leipnitz (parteilos). Die Zahl der Fälle habe in den vergangenen beiden Jahren stark zu genommen. Im Vergleich zu 1990 könne man von einer Verzehnfachung sprechen. Leipnitz besitzt selbst einen nassen Keller, obwohl er auf dem Berg wohnt. "Das ist eine schlimme Überraschung." Früher habe sich das Problem auf das Götschetal oder die Fuhne-Niederung bei Mösthinsdorf beschränkt. Leipnitz: "Jetzt steigt das Wasser schon auf die Berge, beispielsweise in Möderau." Selbst oben auf dem Petersberg habe die Feuerwehr ausrücken müssen, um auf dem historischen Domäne-Hof einen Wassereinbruch zu bewältigen.

Um einen Überblick zu gewinnen, studieren die Petersberger jetzt alte Katasterpläne und sämtliche Unterlagen zu Bachläufen und Gräben. Die Ortsbürgermeister dokumentieren zudem, auf welchen Grundstücken der Wasserspiegel steigt? So soll der Schlüssel zur Entschärfung des Problems gefunden werden.

Mit einem Grundwasser-Anstieg um 70 bis 80 Zentimetern schlägt sich der Bürgermeister von Kabelsketal, Kurt Hambacher (parteilos), herum. Kleinkugel, Dölbau und Gottenz sind die Schwerpunkte. Hambacher rechnet in Jahren, bis das Wasser wieder in geordneten Bahnen fließt. Ohne eine große Gemeinschaftsaktion von Eigentümern, Kommunen, Kreis und Land sei nichts zu machen.

Teutschenthals Bürgermeister, André Herzog (parteilos), steht vor einem Rätsel: Die Gemeindeverwaltung liegt hoch auf dem Schafberg. Und trotzdem steht das Wasser im Keller, eben so im Kulturzentrum nebenan. "Die Pumpen arbeiten bei Tag und in der Nacht gegen das Grundwasser." Nasse Keller in größerer Zahl gebe es in Köchstedt und in Langenbogen. Weil dieser unerfreuliche Zustand offenbar eine Spätfolge des Bergbaus nach Kali, Kohle und Kupfer sei, sehe er das Land in der Pflicht. Seine Forderung: "Erlasst uns die Beiträge zu den Unterhaltungsverbänden." Herzog glaubt, dass die Verantwortlichen vor Ort das Geld zielgerichteter ausgeben können.

Zu einer regelrechten Versumpfung ist es bereits in der Kleingartenanlage "Grüner Winkel" in Bennstedt gekommen. Zwei Drittel der Parzellen stehen unter Wasser. Im Wohngebiet "Rüsternbreite" gehört der Pumpenbetrieb mittlerweile fast zur Grundausstattung. Ein hydrologisches Gutachten liegt vor. Besserung ist aus finanziellen Gründen vorerst nicht in Sicht.

Von einer leistungsfähigen Drainage träumt man in Nauendorf (Stadt Löbejün-Wettin). Dort drückt das Wasser von den Feldern ins Wohngebiet Wallwitzer Straße. Bürgermeisterin Antje Klecar (parteilos) hofft auf eine Finanzspritze aus dem kommunalen Investitionsprogramm des Landkreises. Aus eigener Kraft werde man wohl kein Entwässerungssystem installieren können.

Nachrüsten ist jetzt in Niemberg angesagt. Etliche Häuslebauer hatten, so Ortsbürgermeister Christian Kupski (parteilos), in den neunziger Jahren bestehende Drainagen einfach überbaut. "Falsche Sparsamkeit, die sich jetzt rächt." Davor warnt der Niemberger aber auch das Land, das finanzielle Mittel umsteuern müsse, um dieses komplexe Problem packen zu können. Mit punktuellen Lösungen komme man nicht weiter. Dass das Grundwasser in Niemberg um zehn Zentimeter angestiegen sei, könne man möglicherweise als Folge der Tagebau-Flutung im Bitterfelder Raum erklären.

Schlimm sind momentan die Zustände am anderen Ende der Stadt Landsberg. Laut Uwe Sperling vom Bürger-Service drohen Zwebendorf und Reußen regelrecht im Schlamm zu versinken. "Dort hat praktisch jeder Haushalt eine Pumpe im Haus." Die Grundwasser-Problematik werde von der Stadt mit Vorrang behandelt. Zunächst stehe Ursachen-Forschung an. Mit dem Landkreis müsse man beispielsweise über die Erneuerung von Brückendurchlässen verhandeln, Gleichzeitig würde jetzt die weitere Sanierung der Gewässer, darunter der Strengbach, vorbereitet.