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Halle Halle: Mitglieder der Drogenbande müssen hinter Gitter

Von MICHAEL TEMPEL 06.12.2010, 21:36

Halle (Saale)/MZ. - Sie beteuerten ihre Unschuld, ihre Verteidiger sprachen von lückenhafter Beweislage. Trotzdem sind die aus Nigeria stammenden Hallenser Eke I. und Kevin A. vom Landgericht als Mitglieder einer Drogendealerbande zu langer Haft verurteilt worden: Sie müssen für sieben Jahre und sechs Monate beziehungsweise für sechs Jahre hinter Gitter. Beide waren bei einer Telefon-Überwachungsaktion aufgeflogen.

Ermittlungen kosten 200 000 Euro

Die Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Ursula Mertens sah es als erwiesen an, dass I. und A. im großen Stil Drogenlieferungen aus Afrika über Spanien nach Halle organisiert hatten. Wie Oberstaatsanwalt Dirk Lemme sagte, seien zwischen Juli und Dezember 2009 rund 2 000 Handy-Telefonate abgehört worden, die die Aktivitäten der Bande belegten. Das Abhören habe 200 000 Euro gekostet. Der Gruppe gehörten mindestens zwei weitere Nigerianer an, gegen einen werde gesondert prozessiert.

Lemme: "Wir hatten Hinweise, dass zwischen dem 14. und 16. Dezember ein Kurier mit Kokain-Beuteln im Bauch in Halle ankommt." Am 14. Dezember klickten die Handschellen: Der 28-jährige I. wurde festgenommen, nachdem er eine größere Menge Drogen bei seinem Komplizen abgeholt hatte. In der Wohnung von A. (34) - dem Kurier - wurden am selben Tag 60 kleine Kokain-Beutel gefunden.

Die Angeklagten bestritten, als Bande agiert zu haben. I. sagte, dass es ihm Leid tue, mit Drogen erwischt worden zu sein. Und A. hatte nach eigenen Angaben den Drogentransport nur dieses eine Mal übernommen, weil er Geld für die Beerdigung seines Vaters benötigt habe. Die Anwälte der beiden versuchten vor allem, die Beweiskraft der Abhöraktion zu erschüttern. Denn die Telefonate waren in einer nigerianischen Regionalsprache und mit Code-Wörtern geführt worden. "Eine Bandentätigkeit ist damit nicht nachgewiesen", sagte I.s Anwalt Daniel Schulz. Er unterstellte, dass die Ermittler unter enormem Erfolgsdruck gestanden und dadurch voreilige Schlüsse gezogen hätten. "Die Beweislage ist total unklar", meinte auch A.s Anwalt Alexander Funck.

Noch höhere Strafe verhängt

Richterin Mertens folgte jedoch der Argumentation des Anklägers. In I.s Fall verhängte sie sogar eine längere Haftstrafe, als sie Lemme in seinem Plädoyer (sieben Jahre) gefordert hatte.