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Halle Halle: Miese Noten für die Uniklinik

Von Kai Gauselmann 30.06.2013, 19:19
Hauptgebäude der Universitätsklinik Halle
Hauptgebäude der Universitätsklinik Halle Bauer/Archiv Lizenz

Halle/MZ. - Die Universitäts-Klinik Halle gerät massiv unter Druck. Der Wissenschaftsrat hält „deutliche Einschnitte am Standort Halle für unausweichlich“. Das geht aus dem Entwurf der Stellungnahme des Beratungsgremiums hervor, der der MZ vorliegt. Konkret empfiehlt der Rat, „die vorklinische Ausbildung in Halle aufzugeben“ und Forschung und Lehre auf den Schwerpunkt Epidemiologie sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften zu konzentrieren.

Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland und wird vom Bund sowie den Ländern getragen. Der Rat hatte der Uniklinik bereits 2009 ein verheerendes Zeugnis ausgestellt und Reformen angemahnt. Der Klinik sei es seitdem aber trotz erheblicher Anstrengungen „nicht gelungen, ein klares wissenschaftliches Profil zu entwickeln und dieses national bzw. international sichtbar zu machen“, heißt es nun in der Stellungnahme.

Fehlende Kooperation wird bemängelt

Die Uniklinik habe die Kooperation mit anderen Fachdisziplinen der Martin-Luther-Universität oder anderen Hochschulen nicht ausbauen können. „Auch hinsichtlich Forschungsqualität und -produktivität insgesamt ist die Entwicklung deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben.“ Das vernichtende Gesamturteil: Die „Gesamtleistung der Universitätsmedizin“ müsse „als wenig erfolgreich bezeichnet werden“.

Dennoch gebe es an der Uniklinik „einige wenige Initiativen“, denen der Wissenschaftsrat „ein hohes Entwicklungspotenzial zuspricht“: Die Lehre und den Forschungsbereich „Klinische Epidemiologie und Pflegeforschung“. Auch der Zahnmedizin wird eine „gute Forschungs- und Lehrleistung“ attestiert.

Der zweite Forschungsbereich der Klinik „Krebsforschung/ Molekulare Medizin der Signaltransduktion“ erhält aber denkbar schlechte Noten. Der Rat spricht von einer „problematischen Entwicklung“, der Forschungsbereich habe sich in großen Teilen „als wenig innovativ gezeigt“ und lasse „das notwendige Entwicklungspotenzial vermissen“.

Fokussierung auf klinische Ausbildung

Laut Wissenschaftsrat könnte eine Fokussierung auf die klinische Ausbildung die „Profilschärfung“ stützen. „Was die Vorklinik anbetrifft, wird eine Verlagerung an den Standort Magdeburg empfohlen.“ Die Vorklinik ist die vornehmlich theoretische Grundausbildung der Medizinstudenten und umfasst in der Regel die ersten vier Semester. In Halle gibt es derzeit 288 Plätze für Studienanfänger.

Der Rat sollte nur die Uniklinik Halle bewerten, mahnt aber an, „eine Schwächung der hochschulmedizinischen Einrichtungen in Magdeburg zum Ausgleich der Defizite in Halle“ müsse „unbedingt vermieden werden“. Mitte Juli soll der Entwurf vom Plenum des Wissenschaftsrates offiziell beschlossen werden.