Halle Halle: «Mein Wohnhaus wird nie ein Rocker-Club»
Halle (Saale)/MZ. - Nachdem sich in Halles Innenstadt zwei rivalisierende Rockergangs am Dienstagmorgen eine blutige Straßenschlacht geliefert haben, ist ein Eckhaus an der Kreuzung Magdeburger Straße / Krausenstraße in den Fokus der Ermittlungen geraten. Angeblich soll dort ein neuer Rocker-Club entstehen. Doch dem widerspricht jetzt die Eigentümerin des Gebäudes. Es gebe keinerlei Verbindungen zu Rockern.
Polizeibeamte in schusssicheren Westen hatten das derzeit leer stehende Gebäude noch am Abend des Tattages umstellt und durchsucht. Die Razzia hatte für Aufsehen gesorgt. Das Haus soll dem Vernehmen nach derzeit von Bikern, die der halleschen Rockergang "Underdogs MC" den Rücken gekehrt haben, zu einem Club für die von ihnen neu gegründeten "Chicanos", einem Ableger der berüchtigten Motorrad-Clique "Bandidos", umgebaut werden. Gegen diese Behauptung wehrt sich die Hauseigentümerin: "Ich habe mit diesen Clubs nichts zu tun. Mein Haus wird nie ein Rocker-Club. Dort sollen Mietwohnungen entstehen und mein Nagelstudio einziehen", sagt Doreen Gluth der MZ.
Seit sechs Jahren arbeite sie auf das Ziel hin, das Gebäude zu sanieren. Dafür habe sie einen Kredit aufgenommen, so Gluth, die in der Seebener Straße seit mehreren Jahren ein Nagelstudio als Selbständige betreibt. In gut vier Wochen sollte ihr neues Geschäft in der Magdeburger Straße eröffnet werden. Doch nun komme sie in den Verdacht, einer Rockerbande ein Dach über dem Kopf bieten zu wollen. "Es heißt inzwischen sogar, dass in dem Haus ein Bordell eröffnet werden soll. Aber das ist absoluter Quatsch", so die 31-Jährige.
Mit der Gewaltorgie in Verbindung gebracht zu werden, bedrohe inzwischen ihre Existenz, so Gluth. "Meine Kunden sind verunsichert. Auch die Bank hat sich schon gemeldet. Für mich ist das eine Katastrophe", sagt die Nageldesignerin. Zudem befürchtet sie, dass die Wohnungen in dem Haus nur noch schwer vermietbar seien. Doch wie ist die Polizei auf das Gebäude, das sich direkt am Schauplatz der Auseinandersetzung mit Schüssen, Molotowcocktails und Pflastersteinen befindet, aufmerksam geworden? "Offenbar sind einige Beteiligte in den Hof geflüchtet. Denn wegen der Umbauarbeiten fehlt der Zaun zur Magdeburger Straße. Dort sind wohl auch Pflastersteine gefunden worden", so Gluth.
Allerdings bleibt die Polizei dabei, auch im Gebäude selbst Beweismittel gefunden zu haben, wie Sprecher Siegfried Koch sagte. Worum es sich dabei genau handelt, wollte er mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht preisgeben. Koch: "Frau Gluth wird bei uns wegen der sichergestellten Dinge als Zeugin geführt und deshalb auch noch vernommen."
Unterdessen ist die neunköpfige Ermittlergruppe weiter mit dem Auswerten von Zeugenaussagen beschäftigt: "Die Aussagen widersprechen sich teilweise", so Koch. Dagegen würden die beiden jungen Hallenser, die bei der Straßenschlacht der Rocker durch Schüsse verletzt wurden, weiterhin die Aussage verweigern.