Halle Halle: Luxus-Boxen für die Scheichs
Halle (Saale)/MZ. - Der Mann weiß, dass sein Projekt nicht nur verrückt klingt: "Es ist verrückt!", sagt Arne Färber unumwunden. Der Stuttgarter hat in den vergangenen fünf Jahren in Halle einen, seinen Traumlautsprecher entwickelt. Er nennt ihn "Equilibrium" - was man als "Gleichgewicht" verstehen kann. Perfektes Klangerlebnis verspricht der Erfinder. Das möchte sein, bei dem Preis: Zwei dieser auffälligen Hörner-Lautsprecher mit der Bass-Einheit kosten zusammen rund 300 000 Euro. Aus Halle kommen also künftig die Boxen für Scheichs und Oligarchen!
Gefräst aus einem Marmorblock .
Färber scherzt nicht. In der Großen Ulrichstraße eröffnen er und sein Partner Martin Rohrbeck gerade eine Art Büro. Nun hat die Firma Färber Acoustics auch eine richtige Adresse. Im "Showroom" können die Reichen dieser Welt, wenn sie nach Halle kommen, eine Hörprobe machen. Und vor allem jene, die bereit sind, in dieses ungewöhnliche Projekt zu investieren. Auf einer Moskauer Reichen-Messe jedenfalls könnte die hallesche Manufaktur für Luxus -Audiosysteme gut für Furore sorgen: Die Lautsprecher sehen aus wie eine zu groß geratene Nachttischlampe, 1,37 hoch, mit einem vergoldeten Ständer. Sie erinnern auch an eine große steinerne Blume. Genau daraus bestehen die Hörner auch, aus Marmor. "Das Horn wird aus einem ganzen Block gefräst. Es ist die perfekte Form. Wir haben nur einen einzigen Steinmetz in Deutschland, in Bayern, gefunden, der das so genau hinbekommen hat", sagt Färber.
Aus großen Kisten packen Färber und Rohrbeck gerade die Anlage aus, was Schwerstarbeit ist. Einer dieser Highend-Lautsprecher ist 180 Kilo schwer. Zusammen mit den vor schwarzem Klavierlack glänzenden Bass-Einheiten wiegt die ganze Wiedergabe-Technik 750 Kilogramm - da braucht es schon eine große Jacht. Dass die geschwungenen Hörner aus Stein sind, den der Kunde wie bei einem Grabstein übrigens wählen kann, ist weniger wichtig für den perfekten Klang, sondern dient eher dem Besonderen.
Jungunternehmer Färber ist indes nicht jung. Lautsprecher baut der 58-Jährige aber schon seit seiner Kindheit. Der Ingenieur für Strömungstechnik und frühere Uni-Dozent in Stuttgart habe vor Jahren, sagt er, seinen Job aufgeben, um zu tun, was schon immer sein Traum gewesen sei: "den geilsten Lautsprecher der Welt zu bauen." Der "Daniel Düsentrieb" habe er fünf Jahre an seinem Luxus-Töner getüftelt. Herausgekommen ist ein sogenannter Koaxiallautsprecher, der "das gesamte Spektrum von 200 Hertz bis zur Hörgrenze ohne Phasenversatz überträgt. Zum Einsatz kommen Basshörner und Kugelwellenhörner, in die Karlson-Wandler mit Beryllium-Hochtontreiber integriert wurden."
Lange kann Färber über die technischen Details reden. Sie sind kompliziert - und zum Patent angemeldet. "Man kann mit dem Equilibrium mit einer Endstufe von über 200 Watt mühelos auch große Räume beschallen." Und auch bei großer Lautstärke gäbe es keinen Qualitätsverlust. Und der Klang? Den könne man nicht beschreiben, sagt Rohrbeck, den müsse man erleben.
Unterstützung durch das Land
Erstmals klanglich vorgestellt hat Färber sein serienreifes Soundsystem vor einigen Tagen in Ferropolis (Gräfenhainichen). Dort präsentierte der "Kreativmotor" die Ergebnisse seiner Arbeit. Dieses Landesprojekt hat in den vergangenen beiden Jahren 60 junge Unternehmen der Kreativwirtschaft aus Sachsen-Anhalt an der Schnittstelle zur Industrie und Wissenschaft begleitet - auch Färber Acoustics. Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) zeigte sich vom Klanerlebnis beeindruckt.
Färber hat allerdings wenig Landes-Hilfe in Anspruch genommen, eine Förderung gab es nicht für das Zwei-Mann-Unternehmen. Sie glauben an die Kraft des reinen Klanges. Nach eigenen Angaben haben sie bereits eine Anlage verkauft. An wen, verraten sie allerdings nicht.