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Halle Halle: Licht aus

18.04.2012, 18:31

Halle (Saale)/MZ/jam. - Die Insolvenz der Jugendwerkstatt Bauhof in den Franckeschen Stiftungen hat zahlreiche soziale Projekte in Halle in akute Gefahr gebracht. Seit Anfang März mussten zudem die 56 Angestellten der Einrichtung um ihre Zukunft bangen. Am Mittwoch verkündete der bisherige Chef der Jugendwerkstatt, Horst Knoth, dass alle Arbeitsfelder von verschiedenen Trägern der Sozialarbeit übernommen und fortgeführt werden. Zudem habe Insolvenzverwalter Lucas Flöther für 50 Mitarbeiter eine Weiterbeschäftigung aushandeln können.

"Sie werden bei den neuen Trägern in ihren Projekten weiterarbeiten. Um die Qualität braucht sich somit niemand Sorgen zu machen", sagte Knoth, der selbst nicht weiterbeschäftigt wird. Unter anderem haben die Volkssolidarität Merseburg-Querfurt, die St. Johannis GmbH aus Bernburg, der Evangelische Kirchenkreis Halle und das Berufsbildungswerk der Saalestadt das Angebot der Jugendwerkstatt Bauhof unter sich aufgeteilt. Die Fahrrad-Selbsthilfewerkstatt "Rat & Tat" in der Reilstraße wird vom bisherigen Projektbetreuer weitergeführt - als selbstständiges Unternehmen. Ein Teil der Projekte wird laut Knoth in den Räumen der Jugendwerkstatt für ein bis zwei Jahre fortgeführt. Danach fällt das Objekt zurück an die Franckeschen Stiftungen.

Am 6. März wurde bekannt, dass die Jugendwerkstatt Bauhof Insolvenz anmelden musste. Das Verfahren dazu wurde Anfang April eröffnet. Dass die Sozialeinrichtung, die mehr als 1 000 Kinder, Jugendliche und deren Familien betreut hat, in die Zahlungsunfähigkeit abgerutscht ist, begründete Ex-Chef Knoth mit ausgebliebenen Fördermitteln. "Uns fehlen rund 340 000 Euro zur Projektfinanzierung, die bisher nicht ausgezahlt worden sind." Unter anderem hätten die Stadt Halle, das Land Sachsen-Anhalt, die Europäische Union und der Europäische Flüchtlingsfond zugesagte Zuschüsse nicht oder sehr spät ausgereicht. "Das führte dazu, dass wir unter anderem die Gehälter nicht mehr zahlen konnten. Das Gesetz schreibt aber vor, dass wir dieses Problem innerhalb von drei Wochen vom Tisch haben müssten", so Knoth. Doch wegen der fehlender Gelder und zu geringem Eigenkapitals habe er die Reißleine ziehen und Insolvenz anmelden müssen.

Knoth meint, dass die Sozialpolitik einen verheerenden Weg eingeschlagen hätte. "Die Jugendwerkstätten sind unter den derzeitigen Bedingungen nicht überlebensfähig. Man wird den Eindruck nicht los, dass diese erfolgreiche Form der Sozialarbeit nicht mehr erwünscht ist."