Halle Halle: Leiser Abschied von der Zelle
Halle (Saale)/MZ. - Entschuldigen Sie, wo ist denn hier die nächste Telefonzelle? Vor 20 Jahren hätte vermutlich jeder eine Antwort auf diese Frage gewusst. Telefonzellen waren schließlich für die meisten die einzige Möglichkeit mit anderen "fernmündlich" in Kontakt zu treten. Die Zeiten sind vorbei. Geschätzte 111 Millionen Mobilanschlüsse gab es Ende 2010 im 82-Millionen-Einwohner-Land namens Deutschland. Kein Wunder also, dass auch in Halle die Zahl der "öffentlichen Münzfernsprecher" kontinuierlich sinkt.
Und um die verbliebenen Geräte scheinen sich vor allem die Vandalen zu kümmern: Allein im vergangenen halben Jahr sind laut Polizei 14 Telefonzellen im Stadtgebiet zerstört worden. Immerhin: In vier Fällen konnten die Täter ermittelt werden, sagt Sprecherin Anja Püschmann.
Allerdings ist es für die Ermittler nicht gerade einfach, den Vandalen auf die Spur zu kommen: Die Täter schlagen meist blitzschnell in der Dunkelheit zu und hinterlassen kaum verwertbare Spuren, die etwa über DNA-Analysen ausgewertet werden können. "In den meisten Fällen sind wir auf Zeugen angewiesen oder erwischen die Täter mit etwas Glück bei anderen Straftaten", so Püschmann. Zeugen gebe es längst nicht in jedem Fall. Dennoch liege die Aufklärungsquote bei 40 bis 45 Prozent.
Telekom-Pressesprecher Jürgen Will weiß, dass in ganz Sachsen-Anhalt allein über den Jahreswechsel 2010 / 2011 mehr als 80 Vandalismusfälle an Telefonzellen registriert wurden - Gesamtschaden: rund 80 000 Euro.
180 öffentliche Telefon-Standorte gibt es derzeit noch in Halle. Wie stark die Zahl gesunken ist, konnte Telekom-Sprecher Will nicht sagen. Weniger seien es aber auf jeden Fall. Ist der leise Abschied von der Telefonzelle noch aufzuhalten? Gänzlich verschwinden wird sie auf keinen Fall, sagt Jürgen Will. Zumal das Unternehmen die "Grundversorgung im Bereich öffentlich Telefonie" aufrechterhalten und folglich erst fragen muss, wenn es ein öffentliches Telefon abbauen will: Die betroffene Kommune und die Bundesnetzagentur müssen informiert werden. Muss ein Standort erhalten bleiben, weicht die alte Zelle zumeist dem "Basistelefon" - so bezeichnet die Telekom die ungeschützten Apparate, die an Stahlsäulen angebracht sind. In Halle sind es bereits 55.
Das Unternehmen versucht derweil, aus der Not eine Tugend zu machen. Neue Dienste sollen die Bedeutung der öffentlichen Telekommunikation steigern: So sollen beispielsweise "Telestationen" an Verkehrsknotenpunkten über Abfahrtzeiten von Bussen und Bahnen informieren. Und an "Info-Terminals" kann der Benutzer Öffnungszeiten, Veranstaltungstipps und mehr erfahren.