Halle Halle: Lebenswende-Feier beliebt
Halle (Saale)/MZ. - Von dem Ansturm auf die Feier zur Lebenswende in diesem Jahr war Diakon Reinhard Feuersträter selbst überrascht: "Die Teilnehmerzahl hat sich zum Vorjahr verdreifacht." 122 konfessionslose Mädchen und Jungen haben sich in diesem Jahr zu der Alternative der katholischen Kirche zur Jugendweihe entschieden - ein Vorbereitungskurs und eine Feier in der Moritzkirche. Insgesamt fünf Termine hierfür gab es, drei davon am Samstag. Für 2013, so Feuersträter, haben sich jetzt schon 160 Jugendliche angemeldet. "Wir werden deshalb von vornherein mehr Feiern einplanen", steht für den Diakon fest.
Die Mädchen tragen wohl zum ersten Mal festliche Kleider und hochhackige Schuhe, die Jungen Schlips und Anzug. Doch was die Lebenswende-Feier in der Moritzkirche von Konfirmation oder Jugendweihe unterscheidet, sind eine ganze Menge Sachen. Symbolisch legen die Teilnehmer - die meist gerade die achte Klasse besuchen - ein Erinnerungsstück ihrer Kindheit in einen großen Koffer. Und so zieht jeder mit einem Stofftier, einem Kinderbuch oder einem Spielzeug in die Kirche ein.
Anders ist auch, dass jeder Jugendliche einen anderen aus der Gruppe vorstellt - liebevoll, aber nicht trocken. "Toni ist intelligent und trotzdem total witzig", präsentiert Anne ihre Freundin. Hobbys, Schul-Hassfächer oder ganz praktische Dinge werden da erwähnt, etwa, dass Karl ein gutes Allgemeinwissen hat und dass es deswegen optimal ist, im Unterricht neben ihm zu sitzen.
Überraschend anders sind auch die Zukunfts-Wünsche, die die Jugendlichen vor den rund 600 Gästen in der übervollen Moritzkirche äußern: weniger Atomenergie; ein Beruf, der glücklich macht; Gesundheit für alle Freunde und Verwandten. Auf Platz eins: das Abitur zu bestehen.
Denn von den Mädchen und Jungen, die an den Feiern zur Lebenswende teilnehmen, besuchen viele ein Gymnasium. Aus elf Schulen der Stadt stammen die Jugendlichen, darunter vom Cantor-, Wolff-, Elisabeth- und dem Müntzer-Gymnasium. Aber einige von ihnen besuchen auch die Sekundarschule August Hermann Francke oder die Mauritius-Sekundarschule.
Eine Feierstunde, in der es um das Ende der Kindheit geht, kann freilich nicht ohne eine Ansprache ablaufen. Feuersträter gab den Jugendlichen nicht platte Tipps mit auf den Weg, sondern hatte schon in den Vorbereitungstreffen mit ihnen diskutiert, was und wer ihnen wichtig war, was sie geprägt hat und was die Fundamente des weiteren Lebens sind. "Geht euren Weg und bleibt die, die ihr seid", sagte Feuersträter. Überraschend: Die Jugendlichen und ihre Eltern waren unisono damit einverstanden, dass der Diakon sie zum Ende segnet. "Denn das ist mir an der Feier wichtig, was auch alle akzeptierten", sagt Feuersträter.