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Halle Halle: Königin zieht nach Wörmlitz

Von CLAUDIA CRODEL 18.09.2011, 18:32

Halle (Saale)/MZ. - 6,40 Meter hoch ist die Orgel - und eigentlich für eine Hallenkirche gebaut.

Die Wörmlitzer Gemeinde ist stolz auf dieses neue Kleinod, schließlich hat die Dorfkirche am Rande von Halle ein schweres Schicksal hinter sich. "Kurz vor Weihnachten 1967 ist sie ausgebrannt, war total verwüstet. Nur die notwendigsten Sicherungsarbeiten konnten damals mit den Versicherungsgeldern gemacht werden", erinnert sich Klaus König von Bau-Förderverein der Wörmlitzer Kirche. In der Folge sei der sakrale Bau von der Gemeinde als Lagerraum genutzt worden.

Erst nach der Wende habe man sich die Frage gestellt, was denn nun mit dem Gebäude passieren sollte. "Damals lösten sich Ziegel vom steilen Dach und sausten auf den Friedhof", so König. Das konnte der Gemeindekirchenrat nicht mehr verantworten. Schnell war man sich einig, das Gotteshaus zu erhalten. "Im September 1995 gab es ein erstes Benefizkonzert zugunsten der Kirche. Seitdem kommen wir mit der Sanierung Stück für Stück voran", erzählt König.

Vor gut einem Jahr beschloss die Gemeinde: Wenn die Kirche wirklich in Betrieb sein soll, braucht sie auch eine Orgel. Aber ein neues Instrument ist teuer. Die bekannte Sängerin Juliane Claus, die hier Kirchenälteste ist, setzte sich besonders für die Anschaffung ein. Doch Spenden in der benötigten Höhe zu bekommen, das - so wusste man - würde seine Zeit brauchen.

Als man bei dieser Überlegung war, habe man erfahren, dass es in Erfurt eine Orgel gibt, für die eine neue Kirche gesucht wird, berichtet Pfarrer Dirk Lehner. Es sei ein barockes Prachtstück, das ursprünglich in der Dorfkirche von Battgendorf bei Sömmerda stand und dann seit 1960 in der Barfüßerkirche in Erfurt. Diese Kirche, von der nach Bombenschäden aus dem Zweiten Weltkrieg nur noch der Chorraum erhalten geblieben ist, wird jedoch schon seit vielen Jahren von einem Museum der Stadt Erfurt genutzt.

Die Orgel stand wenig genutzt in einem zu feuchten Raum, was ihr nicht gut tat. Mehrere Versuche, sie an Kirchen abzugeben, waren gescheitert, weil das Instrument einen hohen Raum verlangt. "Wir, Juliane Claus, Klaus König, unsere Kirchenmusikerin Uta Fröhlich und ich, sind dann nach Erfurt gefahren, um uns die Orgel anzusehen. Es war Liebe auf den ersten Blick", meint Pfarrer Lehner.

Dann wurden Anträge gestellt, denn in der Wörmlitzer Kirche mussten die Gegebenheiten für die Standfestigkeit verändert und ein angemessenes Raumklima geschaffen werden. Eine Wand musste eingezogen, ein Sockel gebaut werden.

Am 1. August war es soweit: Die Orgel wurde in die Wörmlitzer Kirche transportiert. Seitdem ist die hallesche Orgelbaufirma von Thorsten Zimmermann nun dabei, die Pfeifen zu reinigen, Plastik- durch Holzteile zu ersetzen, Metallteile von Korrosionsschäden zu befreien und das Instrument neu zu stimmen. Zuvor hatte die Restauratorin Andrea Himpel die barocken Verzierungen gereinigt.

Transport, Umbauarbeiten in der Kirche sowie die Restaurationsarbeiten kosten über 40 000 Euro. "Durch private Spenden, Zuwendungen von der Saalesparkasse, vom Kirchenkreis, dem Kirchbauverein und durch Geld aus einer Erbschaft können wir alle Rechnungen bezahlen", freut sich Pfarrer Lehner.