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Halle Halle: Kamera läuft - und bitte!

Von Nikolaus Schulz 12.02.2012, 18:25

Halle (Saale)/MZ. - "Wer hat den Tisch da hingestellt? Hier muss doch die Kamera hin!" Kurz vor der Aufnahme wird es noch mal hektisch, Aufnahmeleiterin Fabia Riller verschiebt mit ihrer Crew Stühle und Tische, Zuschauer werden umgesetzt, und dann betreten auch schon die Protagonisten Lothar Bölck als Pförtner des Kanzleramtes sowie der "Kanzlerinnen-Chauffeur" Michael Frowin die Bühne. Sie instruieren das Publikum, wärmen es mit Lach- und Klatschübungen auf, Konstantin Wecker spielt am Flügel "Wenn der Sommer nicht mehr weit ist". Auf einmal wird es ganz dunkel im Studio, die Kabarettisten gehen auf ihre Plätze. "Kanzleramt Pforte D" beginnt.

Es ist noch nicht die Fernsehaufzeichnung, die sich hier das Publikum im fast ausverkauften Saal des Neuen Theaters ansieht, sondern die Generalprobe. "Meistens läuft die viel besser als die richtige Sendung, deswegen nehmen wir dann die Aufnahme von der Probe", witzelt Lothar Bölck. Und in der Tat, es passieren keine großen Patzer, der Text sitzt, nur ein paar Mal passt das Timing noch nicht ganz.

Am Abend muss dann alles stimmen, 220 000 Zuschauer werden sich die neunte Ausgabe der Kabarettsendung im MDR ansehen - diesmal auf einem neuen Sendeplatz: Statt Sonntag wird schon am Samstag um 22 Uhr gesendet. Seit fast zwei Jahren wird die Polit-Satire nun schon produziert, vier mal im Jahr und immer im Neuen Theater. Bereits drei Tage vor der Aufzeichnung reist das 50-köpfige Produktions-Team an und baut im Großen Saal das Studio und die Übertragungstechnik auf.

"Es ist natürlich aufwendiger, in einem Theater aufzuzeichnen als in einem Fernsehstudio", so Aufnahmeleiterin Fabia Riller. Aber man habe sich damals bewusst für das NT entschieden: große Bühne, ausreichend Räumlichkeiten und eine Tribüne für 300 Zuschauer.

Lothar Bölck, der mit Michael Frowin und anderen Autoren das Drehbuch schreibt, ist vor jeder Aufzeichnung aufgeregt. "Routine habe ich auch in den zwei Jahren nicht entwickelt." Er müsse bei der Aufzeichnung auf vieles achtgeben: im Licht stehen, in die richtige Kamera schauen, auf das Timing achten. Ganz wichtig: "Spätestens der dritte Satz muss ein Lacher sein, sonst kannst du einpacken."

Die Kabarettisten ernten bei der Generalprobe jedenfalls viel Applaus, nicht nur die Monologe, auch der Handlungsrahmen kommt gut an:. Chauffeur Michael Frowin und Pförtner Lothar Bölk rekonstruieren den vergangenen Abend, an dem Bundeskanzlerin Angela Merkel zum "Ideen-Gipfel" ins Kanzleramt geladen hatte, der allerdings in einer feucht-fröhlichen Party mit vom Alkohol gezeichneten Ansprachen und Polonaise endete. Natürlich wird auch der Bundespräsident nicht geschont, der laut Kabarettist Chin Meyer aus dem Schloss Bellevue eine "Wulffs-Schanze" gemacht habe. Die "Souffleuse" der Kanzlerin, Simone Solga, wettert über die Krisenhaftigkeit Europas und plädiert dafür, eine neue Währung namens "Fiasko" einzuführen: "Ein Fiasko hat 100 Debakel." Am Ende entdeckt Konstantin Wecker in seinem gesellschaftskritischen Chanson seine "heimliche Liebe" zur Kanzlerin. "Es hat mir wie immer sehr gefallen", sagt Zuschauerin Elke Schönbrot nach der Sendung. Sie ist schon bei der dritten Generalprobe dabei. Für Kabarettist Chin Meyer war es dagegen das erste Mal. "Es hat viel Spaß gemacht, die Kollegen sind alle sehr nett", so Meyer. Zuschauerin Helga Maaß findet "den Pförtner" immer am besten: "Der nimmt kein Blatt vor den Mund."