Stundenlanges Geschrei, Drohungen Halle: Horror-Mieter macht seinen Nachbarn das Leben zur Hölle

Halle (Saale) - Als Michèl Kaiser ein paar Tage vor Weihnachten von Nordrhein-Westfalen nach Halle in seine neue Wohnung im Zentrum der Neustadt zieht, ist die Freude groß: Mit seiner Verlobten und seiner wenige Wochen alten Tochter findet er in einem gepflegten Haus bezahlbaren Wohnraum. Dem Start in den neuen Beruf in Halle steht nichts mehr im Wege.
Doch schon nach wenigen Tagen macht die junge Familie Bekanntschaft mit einem anderen Mieter im Haus. „Er hat über die Feiertage so gepoltert und gebrüllt, dass man kein Weihnachten genießen konnte. Über fünf oder sechs Stunden hat der junge Mann extrem laut gebrüllt“, berichtet Kaiser.
Nachbarschaftsärger in Halle-Neustadt: „Er drohte mir, er werde mich abstechen“
Er hat Tonaufnahmen von den Ausrastern gefertigt, die der MZ vorgespielt wurden. Darauf ist zu hören, dass ein Mann mit ganzer Kraft scheinbar nicht zusammenhängende Worte brüllt und wohl mit einem Gegenstand auf den Boden oder die Wand hämmert. Bei den Ruhestörungen sei es nicht geblieben. „Vor Beginn meiner Schicht ist der junge Mann so ausgerastet, dass ich unsere Tür öffnete und ihn bat, leise zu sein. Daraufhin beleidigte er mich und drohte mir, er werde mich abstechen“, berichtet der 30-Jährige.
Für ihn ist das Leben in der neuen Wohnung zum Horror geworden. Nachts schlafe er, weil er seine Freundin beim Versorgen des Babys unterstützt, sowieso nur kurz. Und gerade in dieser Zeit brülle der Nachbar oft stundenlang herum. „Und nicht nur wir, sondern auch unsere Tochter braucht Schlaf“, sagt Kaiser, der später von Nachbarn gehört habe, dass seine Wohnung eine ganze Weile leer stand. „Wir wissen jetzt auch, warum.“ Bei einem Besuch vor Ort bestätigen auch andere Nachbarn die Schilderungen von Michèl Kaiser.
Neu-Hallenser fühlt sich von Ordnungsamt und Polizei im Stich gelassen
Der schaltet inzwischen regelmäßig Ordnungsamt und Polizei ein, ist von den Behörden allerdings enttäuscht. „Ich fühle mich alleingelassen, die Staatsgewalt schaut weg. Weder Polizei noch Ordnungsamt holen den jungen Mann heraus, um ihn einzuweisen“, sagt er. Denn dass ein psychisches oder ein Drogenproblem vorliege und der Mann Hilfe brauche, das sei ja wohl wahrscheinlich. „Aber offenbar muss immer erst etwas passieren, bis gehandelt wird.“
Die Polizei teilt auf Anfrage der MZ mit, dass es an der Adresse seit vergangenem Jahr bereits zu vier Einsätzen gekommen ist. Beim letzten Einsatz sei dabei auch eine Anzeige wegen Bedrohung gegen den Lärmverursacher aufgenommen worden. Hinzukommen würden eventuelle Ordnungswidrigkeitenanzeigen beim Ordnungsamt, das für ruhestörenden Lärm zuständig ist.
Auch die zwangsweise Einweisung in eine Psychiatrie sei Sache des sozialpsychiatrischen Dienstes der Stadt. „Die Möglichkeiten der zwangsweisen Einweisung einer Person sind im Gesetz über Hilfen für psychisch Kranke und Schutzmaßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt geregelt“, erklärt Polizeisprecherin Lisa Wirth.
Nach MZ-Informationen ist der sozialpsychiatrische Dienst im aktuellen Fall auch schon informiert und aktiv.
GWG hofft auf kurzfristige Lösung mit dem Nachbarn
Und auch von Seiten des Vermieters, der GWG, zeichnet sich offenbar eine Lösung ab. „Unsere Mieter können sich darauf verlassen, dass ihre Beschwerden und Hinweise immer Priorität in unserem Haus haben“, sagt Andrea Drese, Sprecherin der „Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien“.
„Wir sind sowohl mit den Mietern als auch mit den Nachbarn im Gespräch und haben bereits alle mietrechtlichen Schritte eingeleitet, um die Wohnung schnellstmöglich zurückzuerhalten und so wieder Ruhe in die Hausgemeinschaft einkehren zu lassen.“ Man sei allerdings an ein rechtsstaatliches Verfahren gebunden, das etwa eine Abmahnung vor einer fristlosen Kündigung vorschreibe, sagt Drese. Im aktuellen Fall zeichne sich jedoch eine kurzfristige Lösung ab. (mz)