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Hier waren Profis am Werk Halle Hochburg der Fahrraddiebe: Im "Fahrradies" sind Luxusräder im Wert von 21.000 Euro weg

Von Oliver Müller-Lorey 23.01.2019, 05:01
Aus dem Fahrradies in der Bernburger Straße sind drei Fahrräder im Wert von 21.000 Euro gestohlen worden. Doch Inhaber Thomas Barth ist zuversichtlich, dass die Elektrofahrräder wieder gefunden werden.
Aus dem Fahrradies in der Bernburger Straße sind drei Fahrräder im Wert von 21.000 Euro gestohlen worden. Doch Inhaber Thomas Barth ist zuversichtlich, dass die Elektrofahrräder wieder gefunden werden. Silvio Kison

Halle (Saale) - Die Einbrecher kamen in der Nacht und wussten genau, wonach sie suchen. Auf dem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie die mit Kapuzen und Tüchern maskierten Männer durch ein Fenster in den Fahrradies-Fahrradladen in der Bernburger Straße einsteigen, schnurstracks auf die drei teuersten Räder des Geschäftes zugehen und zuschlagen. „Die waren zielgerichtet und hatten Ortskenntnis. Das war ein Auftrags-Einbruch und das waren Profis“, ist sich Thomas Barth, Geschäftsführer des bei Hallensern bekannten Fahrradgeschäftes sicher.

Der Schaden des Coups, der vor eineinhalb Wochen in der Nacht auf Samstag passierte: 21.000 Euro. Die Diebe suchten sich ausgerechnet die leistungsstärksten Luxus-E-Bikes mit jeder Menge Zubehör aus. Etwa 7.000 Euro kostet ein Rad.

Warum der Besitzer glaubt, dass die gestohlenen Bikes schnell wieder auftauchen

Um die Ermittlungen der Polizei aber nicht zu behindern, steht Thomas Barth erst Tage später für ein Gespräch bereit, wartet da jedoch mit einer überraschend optimistischen Haltung auf: „Ich bin sehr zuversichtlich, die Räder schon sehr bald wiederzubekommen“, sagt er und lächelt vielsagend.

Wie er so sicher sein kann, will er im Detail nicht verraten, nur so viel: Es gebe da verschiedene Wege, Fahrräder zu markieren und es den Dieben so richtig schwer zu machen. Die günstigste Variante für zehn Euro: Ein Code, der mit kaum abzulösendem Industriekleber an verschiedene Stellen am Fahrrad angebracht wird.

Das System ähnelt der Codierung, bei der die Polizei früher einen Code in den Rahmen graviert hat. Diese Methode wird heute aber kaum noch genutzt.

Teurer, aber auch sicherer als die Aufkleber sind GPS-Empfänger, mit denen das Rad geortet werden kann. Ob auch die teuren E-Bikes solche Sender verbaut hatten? Barth lächelt wieder und zuckt nur mit den Schultern. „Wir haben die Räder bald wieder.“

Trotz Alarmanlage: Fahrraddiebe schafften es durch die gesicherten Fenster

Einbrüche in Fahrradgeschäfte seien keine Seltenheit. „Ich bin sehr gut vernetzt und auch in andere Fahrradläden wird eingebrochen. Deshalb sind wir inzwischen so gut abgesichert wie ein Juweliergeschäft“, sagt er. Die automatische Alarmanlage mit Videoüberwachung habe auch am Samstag um 4.30 Uhr die Polizei, den Sicherheitsdienst und natürlich ihn informiert, so Barth. Doch die Diebe waren einfach zu schnell. Und sie schafften es durch die gesicherten Fenster.

Das Problem: Das Fahrradies baut noch bis voraussichtlich ins Frühjahr hinein ein neues Nebengebäude, um seine Verkaufsfläche zu vergrößern. Die Einbrecher schlichen sich über die schlecht einsehbare Baustelle ins Geschäft. Die Fenster hat Barth nun zugemauert.

Halle ist seit Jahren Hotspot für Fahrraddiebe

Halle ist seit Jahren bundesweit eine Hochburg des Fahrraddiebstahls. Im Jahr 2017 wurden hier auf 100.000 Einwohner gerechnet 1.659 Räder gestohlen. Nur in Leipzig waren es mehr. Halle lag vor anderen Großstädten und sogar der Fahrrad-Hauptstadt Münster (Nordrhein-Westfalen).

Die Polizei in Halle hat im Jahr 2016 die „Ermittlungsgruppe Intensivtäter“ gebildet, die bereits einige Erfolge gegen die meist drogensüchtigen Diebe aber auch gegen Hehler und Mittelsmänner verbuchen konnte. Die Ermittlungsgruppe besteht nach wie vor. (mz)